Wahrscheinlich gelangt jeder von uns einmal an einen Punkt, wo er nicht weißt, was er wollen soll. Meist blicken wir uns dann um und fühlen uns umgeben von Menschen, die genau wissen, was sie wollen und scheinbar schnurstracks ihren Weg gehen.
Die eine möchte Mutter werden und lebt plötzlich mit Eigenheim und Ehemann ihren ganz persönlichen Familientraum, der andere plant gerade seine Weltreise und scheint keinerlei Ängste und Zweifel zu haben und wieder eine andere entscheidet spontan mit 40 noch einmal auf die Uni zu gehen, weil sie beschließt, Ärztin zu werden.
Natürlich trügt das Bild von außen oft, denn wir wissen nicht, wie viele Zweifel und wie viele Kämpfe mit sich selbst jeder einzelne ausgestanden hat, bevor er seinen Weg fand. Aber hilfreich erscheint es uns nicht gerade, dass jeder auf seinem Weg richtig zu sein scheint und wir uns, vielleicht auch mit fortgeschrittenem Alter fragen: Was will ich vom Leben eigentlich noch?
Es war der erste gemeinsame Urlaub mit meinem Partner - sieben Tage voll Sonne, Strand und ununterbrochener Zweisamkeit – eine Vorstellung, die mich vor Freude strahlen ließ. Am Anfang schien alles perfekt, der erste Abend war wunderschön. Doch schon am zweiten Tag beim Frühstück überkam mich ein seltsames Gefühl. Ein leises Flüstern in meinem Inneren rief: "Hier wird es mir zu eng. Ich muss weg".
Verwirrt von diesem inneren Zwiespalt bat ich am dritten Tag meinen Partner, einige Stunden getrennt voneinander zu verbringen. Ich machte einen langen Sparziergang und fragte mich, was denn in mich gefahren war. So viele Jahre hatte ich mich geradezu schmerzhaft nach Nähe gesehnt und nun, wo sie endlich da war, war sie mir zu viel.
Caroline steht vor dem Spiegel und betrachtet kritisch ihr Spiegelbild. "Das gefällt mir nicht, hier hab ich zu wenig, hier bin ich zu viel und überhaupt sehe ich schrecklich müde und heruntergekommen aus." Gedanken der Unzufriedenheit bestimmen ihren Start in den Tag.
Dabei geht es aber nicht nur darum, was sie sieht, sondern vor allem auch darum, was sie fühlt. Caroline fühlt sich nie gut genug, sehnt sich zutiefst nach Liebe und Anerkennung und verurteilt sich selbst für jeden Fehler und jede Schwäche. Diese täglichen Momente der Selbstbeurteilung sind ein deutlicher Hinweis auf ein tiefer liegendes Problem, nämlich den Mangel an Selbstliebe.
Abgrenzung von der Familie und den Eltern
„Du warst schon fünf Tage nicht zu Besuch. Sind dir deine alten Eltern jetzt etwa egal! Wenn du kommst, zieh dir bitte was Anständiges an und nicht wieder diesen schwarzen Fetzen, sonst denken die Nachbarn noch, du bist auf der schiefen Bahn gelandet.“
So oder so ähnlich können sich verletzte Grenzen durch die Eltern oder andere Mitglieder der Ursprungsfamilie anhören. Und obwohl man dabei oft laut schreien möchte, folgt oft nur ein klägliches „Ja okay.“ Grenzen setzen im Bereich der Familie und vor allem gegenüber der eigenen Eltern ist eine Königsdisziplin auf dem Weg der Selbstliebe, die viele von uns noch nicht beherrschen.
Im heutigen Beitrag möchte ich dir erklären, warum es besonders schwer ist, der Ursprungsfamilie und vor allem den Eltern gegenüber, Grenzen zu setzen. Zum Start lass uns mal schauen, wie es bei dir rund um das Thema Abgrenzung zur Ursprungsfamilie steht.
Grenzen setzen für dein Liebesglück
Ich denke, wir haben alle schon einmal probiert, unseren Partner zu verändern und sind dabei vermutlich großteils gescheitert. Lange Zeit dachte ich, nur wenn sich mein Partner ändert, ist eine glückliche Beziehung möglich. Heute bin ich weiser. Wesentlicher für unser langfristiges Liebesglück ist es, rechtzeitig Grenzen zu setzen. Ja auch oder gerade in der Partnerschaft. Welche dabei wesentlich sind und wie du das schaffst, erzähle ich dir heute.
Grenzen setzen in deiner Persönlichkeit
In den meisten Beziehungen dauert es nicht lange und aus dem Ich wird ein Wir. So schön und verbunden sich dieses Wir auch anfühlt, ist es wesentlich, dass jeder Partner auch ein Individuum bleibt. Ein Mensch mit eigenen Lebensbereichen wie Hobbies, Freunden und Interessen. Verschmelzen diese Bereiche, die dich und deine Persönlichkeit ausmachen, gänzlich mit denen deines Partners, so entstehen dadurch oft erhebliche Probleme.
Wer keine Grenzen setzt, hat bald schon keinen Raum mehr für sein wahres Ich.
Melanie
Genau deshalb geht es im heutigen Blog wieder einmal um das Thema Abgrenzung. Ich möchte dir einen Guide zur Verfügung stellen, der dich Schritt für Schritt dabei unterstützt, deine Grenzen immer öfter zu wahren und dich dadurch selbstbewusster, freier und vor allem glücklicher zu fühlen.
Diesen Blogbeitrag gibt es auch als Podcast auf Spotify, I-Tunes, Deezer und Audio-now oder direkt hier:
Wann sollten wir uns abgrenzen?
Lass uns mit der wichtigsten Frage beginnen, wann ist Abgrenzung angebracht. Genau genommen, ist das bei jedem Menschen unterschiedlich. Ich empfehle daher, dir deine Grenzen durch eine bestimmte Reflexionsübung (ich habe sie dir hier verlinkt) einmal bewusst zu machen. Denn nur wenn du weißt, wo deine Grenzen sind, kannst du welche setzen. Dennoch gibt es einige Verhaltensweisen durch unsere Mitmenschen, bei denen man allgemein sagen kann, hier ist es an der Zeit, Grenzen zu setzen.
Emotionale Abhängigkeit erkennen
Treffen ein oder vielleicht sogar mehrere der folgenden Punkte auf dich zu?
In Partnerschaften oder anderen Gemeinschaften neigst du stark dazu, dich anzupassen. Der Satz „Ganz wie du möchtest“ ist dir sehr geläufig.
Wenn dein Partner oder ein anderer nahestehender Mensch schlechte Laune hat, löst das bei dir rasch unangenehme Gefühle aus.
Du hast Probleme mit dem Alleinsein.
Du denkst manchmal – ohne ihn oder sie könnte ich nicht leben.
Deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse sind dir oftmals nicht bewusst.
Finde heraus, ob es Zeit ist, Grenzen zu setzen
Kommt dir eine der folgenden Situationen bekannt vor?
Eine Kollegin oder Freundin bittet dich um einen Gefallen und weil du sie nicht enttäuschen willst, sagst du „Ja“ obwohl du eigentlich selbst schon am Limit bist.
Jemand behandelt dich von oben herab oder kritisiert dich brutal und du lässt es über dich ergehen, weil du dich in dem Moment einfach nur schwach und klein fühlst.
Eine andere Person gibt dir ungefragt einen Ratschlag oder mischt sich in dein Leben ein. Obwohl es dich wurmt, beißt du dir auf die Lippen.
Jemand macht Pläne, die dich integrieren, ohne dabei nach deinen Wünschen zu fragen. Du machst dennoch mit, schließlich willst du keinen Konflikt riskieren.
Ein anderer drängt dir seine Meinung auf und du lässt es zu.
Es ist absolut menschlich, dass wir ab und an von Selbstzweifeln geplagt werden. Wenn uns dann auch noch jemand schlecht behandelt, ignoriert oder brutal kritisiert, so nagt das natürlich an unserem Selbstwertgefühl. Aber nur solang wir das zulassen. Und wie genau das mit dem „Stopp so nicht mit mir“ funktioniert, darauf möchte ich im heutigen Blogbeitrag eingehen. Außerdem gibt es drei Praxisstrategien für mehr Selbstbehauptung.
Grenzen existieren nur in unseren Köpfen Als ich diesen Satz von Sandrina hörte, bekam er für mich eine völlig neue Bedeutung. Die heute 42-jährige lebte den Großteil ihrer Kindheit gemeinsam mit ihren verarmten Eltern auf den Straßen Rumäniens. Eine Schulbildung…