Stell dir vor, du stehst in einem wunderschönen Garten voller leuchtender, bunter Blumen. Die Vögel singen, die Sonne strahlt und du hast selten in deinem Leben so eine zauberhafte Blumenpracht gesehen. Gerade, als du dir diese Pracht genauer ansehen willst, überkommt dich die Angst vor einem Gewitter. Was, wenn ein Unwetter mit Windböen und Hagel all das zerstört, fragst du dich. Unruhig blickst du auf den Himmel und obwohl du keine Gewitterwolke ausfindig machen kannst, lässt die Angst vor dem Sturm dich nun nicht mehr los. Es ist dir unmöglich, die Blumenpracht jetzt einfach zu genießen.
Lisa steht jeden Morgen um 5:30 Uhr auf. Sie jongliert zwischen den Bedürfnissen ihrer zwei Kinder, den Einkäufen, dem Haushalt und ihrem Job hin und her. Manche Tage fühlen sich an wie eine einzige Hetzjagd. Abends fällt sie dann oft erschöpft ins Bett und fragt sich: Wo bin ich eigentlich auf der Strecke geblieben?
Wenn du ständig für jeden die Mutterrolle übernimmst
Kommt dir das bekannt vor? Es war ein langer Arbeitstag, sowohl dein Partner, als auch du bist erschöpft. Trotzdem bist du es, die in der Küche steht und noch schnell ein Abendessen zaubert, später den Abwasch macht und die Waschmaschine einschaltet, während dein Partner sich auf der Couch erholt.
Wenn diese oder ähnliche Situationen eine Ausnahme sind, ist das kein Problem. Wenn du aber dauerhaft in die Rolle der Mutter, Kümmerin oder Organisatorin steckst, dann bist du vielleicht vom so genannten Wendy-Syndrom betroffen.
Retter-Junkie?
Ich gebe es zu, ich bin ein Retter-Junkie. Obwohl ich diesen Wesenszug an mir liebe und dadurch schon für den ein oder anderen geliebten Freund beinahe Wunder erwirken konnte, bin ich mir dessen bewusst, dass das Retter-Syndrom auch ein Symptom meines inneren Schmerzes ist.
Dies zu verstehen und zu eruieren, woher das Gefühl, andere immer retten zu wollen, kommt, half mir dabei, das richtige Helferausmaß zu finden und den Schmerz hinter dem Symptom zu lindern bzw. zu heilen.
Falls du auch jemand bist, der schnell zum Retter wird oder sich gar für das Wohl anderer aufopfert, dann ist der heutige Beitrag genau richtig für dich. Woher kommt das Gefühl, andere retten zu müssen?
Den Hintergrund deines Bedürfnisses andere retten zu wollen, zu verstehen, gibt dir die Möglichkeit frei darüber zu entscheiden, ob du dich wirklich aufopfern willst oder ob du lediglich ein Unterstützer sein möchtest.