Warum Harmoniesucht zu Krieg führt

Harmoniesucht und die Angst vor Konflikten

Stell dir vor, du stehst in einem Raum mit vielen Bekannten. Dein Herz pocht, du spürst die Anspannung in der Luft und den Konflikt, der sich anbahnt – doch du möchtest unbedingt vermeiden, dass die Harmonie zerbricht. Also lächelst du, nickst zustimmend und schluckst die Worte hinunter, die eigentlich ausgesprochen werden sollten.

Kannst du dich in diese Situation richtig gut hineinfühlen? Oder hast du Ähnliches sogar bereits am eigenen Leib erfahren? Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dich dieser Beitrag für dich ist.

Harmoniesucht erscheint uns oft wie eine Charaktereigenschaft, dabei ist es bloß ein angelerntes Verhalten. Ein Verhalten, von dem wir glauben, dass es uns schützt vor Streit und Ablehnung. Die Wahrheit ist aber, dass Harmoniesucht über kurz oder lang genau zu dem führt, was wir unbedingt vermeiden möchten, nämlich zu Konflikten und Krieg.

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Was ist Harmoniesucht?

Aber zurück zum Start. Was genau ist Harmoniesucht eigentlich? Ihre Grundlage ist eine tief verwurzelte Neigung, Konflikte um jeden Preis zu vermeiden. Menschen, die an Harmoniesucht leiden, opfern ihre eigenen Bedürfnisse, um die vermeintliche Einheit zu bewahren und ja keine Unstimmigkeiten zu verursachen.

Aber warum? Harmoniesüchtige Menschen haben in ihrer Kindheit oder Jugend gelernt, dass Disharmonie und Streit zu Trennung oder Zurückweisung führen kann. Um diesen Schmerz, dem sie sich nicht gewachsen fühlen, zu vermeiden, werden sie zu Meistern darin, es anderen recht zu machen.

Anzeichen für Harmoniesucht

Viele Betroffene wissen längst, dass sie unter Harmoniesucht leiden. Anderen hingegen, sind die versteckten Anzeichen häufig nicht bewusst, deshalb lass uns die Anzeichen für Harmoniesucht nochmal genauer ansehen.

Typisch für Harmoniesucht ist häufig ein selbstloser Handlungsansatz, ganz nach dem Motto – zuerst alle anderen und dann erst komme ich. Das Bedürfnis, immer als unterstützend und verständnisvoll wahrgenommen zu werden, zeigt sich außerdem oft in einem Verzicht auf eine eigene Meinungen.

Doch Harmoniesucht geht über das simple Verlangen nach Zustimmung hinaus. Sie äußert sich auch in der Unfähigkeit, ein klares „Nein“ auszusprechen, selbst wenn dies im eigenen Interesse liegt. Die Betroffenen versuchen, ständig den Erwartungen anderer gerecht zu werden, und opfern dabei ihre eigenen Bedürfnisse und oft sogar ihre Identität. Dieses ständige Ja-Sagen, selbst wenn es der eigenen Überzeugung widerspricht, kann zu einem schleichenden Verlust von der Verbindung zu sich selbst führen.

Ein weiterer Aspekt der Harmoniesucht zeigt sich im Konfliktvermeiden. Nicht nur die großen Konflikte werden vermieden, sondern auch die kleinsten Meinungsverschiedenheiten. Durch die permanente Vermeidung löst sich die entstandene Anspannung jedoch nicht auf, sondern wird lediglich unterdrückt und gespeichert. Und genau das ist das Problem.

Warum führt Harmoniesucht zu Krieg?

Ironischerweise führt der ständige Versuch, Harmonie aufrechtzuerhalten, nämlich oft zu latenten inneren und äußeren Konflikten und brutal gesagt, sogar zu Krieg gegen dich selbst. Genau genommen wirken sich die unterdrückten Bedürfnisse und Energien auf zwei Ebenen aus. Einmal auf deine Beziehung und einmal auf die Beziehung zu dir selbst.

1. Krieg in Beziehungen

Durch Harmoniesucht werden zwar große Streitgespräche vermeiden, was zu einem oberflächlichen Frieden führt, aber genau dadurch wird die Basis einer guten Beziehung, nämlich Ehrlichkeit, Offenheit und eine authentische Kommunikation, geopfert.

Jeder Groll und jedes unausgesprochene Wort, das heruntergeschluckt, statt ausgesprochen wird, führt zu Anspannungen und Interpretationsspielraum. Zum Beispiel: Dein „Ja, ist kein Problem,“ kommt nicht an, wie kein Problem, weil du nicht nur mit Worten, sondern auch nonverbal – mit deinem ganzen Körper, deiner Mimik und Gestik reagierst. Dein Gegenüber bemerkt die Spannung und wird auch angespannter. Du sagst zwar, es wäre kein Problem, aber dein Gesprächspartner spürt das Problem auf subtile Art und Weise, die er nur schwer zuordnen kann.

Vielleicht denkt er: “Was passt ihr denn jetzt schon wieder nicht? Oder: Immer mach ich alles falsch!“ Der Interpretationsspielraum wird durch das Unausgesprochene immer größer und größer und die Spannung, erhöht sich, bis das Pulverfass irgendwann explodiert und aus einem Kleinkrieg, den man vermeiden wollte, ein Scheidungskrieg oder das Ende einer Freundschaft wird.

1.2. Gegner statt Einheit

Weil Harmoniesucht dazu führt, dass wir vieles nicht aussprechen, kommt es häufig auch erst gar nicht dazu, dass wir dem anderen einen Einblick in unsere wahre innere Welt gewähren. Wir sagen also z.B. nicht – Ich habe deshalb so große Angst davor, weil mein Vater damals ging und niemals wieder kam. Und wir sagen auch nicht: Ich reagiere deshalb immer etwas gereizt, weil du das wichtigste auf der Welt für mich bist und ich mir Sorgen mache.

Der Harmonie wegen gibt es also auch keine tieferen Einblicke, was dazu führt, dass eine Beziehung keine emotionale Tiefe und Verbundenheit erlangt. Vielleicht erinnerst du dich an einen bestimmten Moment, wo sich ein lieber Mensch in deinem Leben verletzlich gezeigt hat. Und vielleicht erinnerst du dich auch an das Gefühl, wie tief verbunden du dich in diesem Moment gefühlt hast.

Diese Verbundenheit macht uns zu einer Einheit. Gibt es dann mal Streit, werden wir nur kurzfristig zu Gegner und entscheiden uns schneller wieder dafür, auf der selben Seite zu kämpfen. Ohne Ehrlichkeit und Offenheit ist diese Tiefe nicht möglich und das wiederum fördert Konflikte, Krieg und Trennung. 

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2. Krieg in dir selbst:

Frau erkennt, dass sie nicht auf ihre eigenen Bedürfnisse hört

Und dann gibt es da noch den Krieg in dir selbst, der leider viel zu oft unterschätzt wird. All der Wut und den Groll, den du ständig runterschluckst, um die Harmonie zu wahren – er verschwindet nicht, sondern wütet in dir wie ein Orkan. Gefühle sind Energien. Diese Energien haben nur ein Ventil, von innen nach Außen zu dringen, nämlich dich. Wenn du es nicht zulässt, dass die Energien in die Freiheit finden, indem du deine Emotionen unterdrückst, dann führt das nachweislich zu innerer Anspannung, Stress und körperlicher Verspannung.

Aber das ist noch nicht alles – in dir entsteht ein weiterer Konflikt:  Ein gesunder Konflikt, der zeigt, dass es noch nicht zu spät ist, zu handeln – nämlich ein Brodeln in dir. Ein Anteil in dir findet es verdammt unfair, dass du ständig die Bedürfnisse aller anderen erfüllst, aber deine eigenen nicht. Dieser gesunde Anteil macht sich dadurch bemerkbar, dass dich in regelmäßigen Abständen eine Wut auf dich selbst oder andere überkommt.

Und es bricht noch ein dritter Krieg aus, denn obwohl du es zu deiner obersten Priorität gemacht hast, es anderen recht zu machen und so zu handeln wie es ihnen gefällt, gibt es tief in dir auch eine Stimme, die genau weiß, was dir gefällt, und diese Stimme deutet dich leise darauf hin, dass zwischen dem, was du willst und dem, was du tust ein großer Konflikt herrscht.

Die Befreiung von der Harmoniesucht

Und natürlich werden all diese Konflikte nicht immer gleich, sondern manchmal erst nach Jahren ersichtlich, aber Fakt ist, je früher du sie löst, desto früher stellt sich Frieden in deinem Leben ein.

Um die Harmoniesucht zu überwinden, ist der erste Schritt, bewusst und ehrlich zu erforschen, wovor sie dich schützen möchte. Anstatt dich weiter blind von der zerstörerischen Harmoniesucht leiten zu lassen, schau deinen Ängsten mutig in die Augen. Frag dich offen und ehrlich:

  • Wovor versuche ich mich zu schützen?
  • Warum habe ich solche Angst vor Konflikten?
  • Was ist das schlimmste, dass durch einen Streit entstehen kann?

Beantworte diese drei Fragen schriftlich und ausführlich. Die Antwort darauf bringt dich ein großes Stück weiter auf deinem Weg zur Selbsterkenntnis und zum inneren Frieden.

Übung gegen Harmoniesucht - Reframing

Im zweiten Schritt ist es wichtig, dir bewusst zu machen, dass Konflikte nicht per se negativ sind. Versuch es mal mit Reframing und beantworte die folgende Frage so ausführlich wie möglich schriftlich:

  • Wenn Konflikte etwas Gutes haben, was könnte das sein?
  • Warum ist es manchmal gut zu streiten?
  • Welche positiven Dinge können durch einen Streit ausgelöst werden?

Und zuletzt solltest du ein Augenmerk auf deine Selbstliebe und dein Selbstwertgefühl legen. Harmoniesucht ist fast immer auch dadurch bedingt, dass wir von Außen sehr viel Zustimmung brauchen um uns wohlzufühlen. Jemand, der sich selbst die Bestätigung geben kann, gut liebenswert und richtig zu sein, so wie er ist, der ist weniger dafür anfällig, es anderen immer recht zu machen oder dem Frieden wegen seine eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken.

Er ist gelöster von der Angst abgelehnt zu werden, da er seine Liebenswürdigkeit und die Tatsache, dass er ein Geschenk für andere ist, nicht anzweifelt.

Buchtipp, um an deinem Selbstwert zu arbeiten: Es ist ein Geschenk, dass es dich gibt.

Abschlussresümee: Und wenn du noch tiefer eintauchen und deine Selbstliebe und deinen Selbstwert auf ein Level bringen möchtest, das dein Leben verändern kann, dann schau dir gerne mein Herzensprojekt – den 9 Wochen Selbstliebe-Lehrgang in der Variante „nur für mich“ oder „Selbstliebe-Trainer“ mit Zertifikat an. HIER gibt es mehr Infos dazu.

Herzlich, deine Melanie

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2 Kommentare

  1. Würde mich gerne für den 30.1. 24 zum Gratiswebinar anmelden. Wo finde ich einen link dazu?
    LG Sabine

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