Einseitige Beziehungen – die stillen Energievampire

Steckst du einer einseitigen Beziehung oder Freundschaft fest?

Es gibt viele Dinge, die eine Beziehung – egal, ob Freundschaft, Familienbund oder Partnerschaft ungesund machen können. Einer der häufigsten ist die Einseitigkeit. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass du über längere Zeit hinweg bedeutend mehr Liebe, Mühe und Energie investierst als du zurückbekommst. Aber lass uns gleich mal einen Blick in die Praxis tun, damit du dir mehr darunter vorstellen kannst.

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So können einseitige Beziehungen aussehen

Brigitte ist scheinbar ein Magnet für einseitige Beziehungen. Ihre Situation sieht wie folgt aus:

Immer meldet sie sich bei ihrer Freundin Veronika. Nie agiert diese von sich heraus oder bittet um ein Treffen. Mit der Ausnahme, wenn sie Brigittes Hilfe braucht, z.B. neulich, als sie kurzfristig keinen Babysitter fand oder damals beim Siedeln. Umgekehrt jedoch schlägt Veronika Brigittes Bitten immer öfter aus. Natürlich hat sie hierfür immer einen triftigen Grund parat.

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Auch ihre Partnerschaft weist eine gewisse Einseitigkeit auf. Brigitte macht sich viele Gedanken rund um den nächsten Urlaub, das Verschönern der Wohnung und gemeinsame Lebensziele. Ihr Partner Thomas macht vieles davon mit, aber engagiert sich niemals selbst. Wenn Brigitte dann einmal darüber reden will, bekommt sie oft ein – Muss das jetzt sein, dafür habe ich echt keine Zeit – an den Kopf geworfen.

Das tut besonders weh, weil Brigitte selbst eine wunderbare Zuhörerin ist und fast alles über den Job von Thomas weiß. Umgekehrt scheint dieser wenig interessiert an ihrem und fragt selten bis nie danach, was sie gerade bewegt.

Auch was die Wünsche und Bedürfnisse anderer betrifft, hat Brigitte meist sehr feine Antennen. Speziell bei ihrem Bruder Jörg ist sie sehr bemüht, egal, ob es um seinen veganen Lebensstil, sein Bedürfnis nach Ruhe oder seinen Wunsch, das Licht gedämpft zu halten, geht. Umgekehrt bemerkt Brigitte immer wieder, dass sich Jörg wenig Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nimmt, egal, ob es sich dabei um nächtliche Ruhezeiten oder die Hafermilch, die sie einfach viel lieber in ihrem Kaffee hat als Sojaprodukte, handelt.

Test: Stecke ich in einer einseitigen Beziehung?

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Anhand von Brigittes Beispiel kannst du erkennen, dass einseitige Beziehungen viele Facetten haben können. Du kannst deine individuelle Situation dennoch relativ gut einschätzen, indem du eine Geben- und Nehmen-Liste machst. Wichtig dabei ist, es geht nicht darum, das Nehmen und Geben ständig auf die Goldwaage zu legen. Viel mehr gilt es, die Beziehung langfristig zu beobachten.

Um ein konkretes Ergebnis bzw. eine Erkenntnis für dich zu erlangen, macht es Sinn, wie folgt vorzugehen:

  • Ziehe eine wichtige Beziehung in deinem Leben heran. (z.B. Partnerschaft, Freundschaft…)
  • Teile ein A4 Blatt in zwei Spalten und stell dir dann die folgenden Fragen, die du in der jeweiligen Nehmen oder Geben Spalte beantwortest.
  • Vergib hierfür Prozentsätze. Z.B. 70% zu 30% oder 50% zu 50% oder 10% zu 90%
  • Wie viel hörst du zu? Und wie viel wird dir zugehört?
  • Wie viel unterstützt und hilfst du dem anderen? Und wie viel unterstützt er dich?
  • Wie viel Zeit investiert du in die Beziehung und die Gestaltung eurer gemeinsamen Zeit? Und wie viel der andere?
  • Wie viele Kompromisse gehst du ein? Und wie viele der andere?
  • Was tust du für die Verbesserung der Beziehung? Und was tut der andere dafür?
  • Wie viele der gemeinsamen Aufgaben (z.B Haushalt, Garten…) übernimmst du? Wie viel der andere? (Berücksichtige hier auch die finanziellen Aspekte, z.B. wenn eine Person mehr arbeitet und somit einen höheren finanziellen Beitrag leistet)
  • Wie meldest du dich beim anderen? Und wie oft er sich bei dir?
  • Wie viel Geschenke oder Geld investierst du? Und wie viel der andere?
  • Wie viel Zuneigung, zum Beispiel in Form von Komplimenten, Lob oder Zärtlichkeit gibst du? Und wie viel der andere?
  • Wie sehr interessierst du dich für den anderen? Und wie viel er für dich?
  • Wie sehr zeigst du dem anderen deine Zuneigung? Und wie sehr zeigt er dir seine?
  • Summiere nun die Prozentpunkte in jeder Spalte und vergleiche sie.

Wichtig: Es kommt bei diesem Selbsttest nicht darauf an, dass der ein oder andere Punkt nicht ausgeglichen ist.

Wichtig ist nur, dass das Endergebnis auf beiden Seiten einigermaßen ausgewogen ist. Z.B. 42/58 oder 57/43 wären schon ein sehr gutes Ergebnis. Wenn jedoch 2/3 mehr als 70% bei einer Person liegen, ist das womöglich ein eindeutiges Ergebnis, das du zu viel und die andere Person zu wenig investiert.

Probleme der einseitigen Beziehung

Gründe, warum du dich langfristig nicht auf sehr einseitige Beziehungen einlassen solltest, gibt es viele. Hier nur ein paar davon:

  • Dein Selbstwert leidet darunter. Du fühlst dich in einseitigen Beziehungen von Tag zu Tag wertloser.
  • Dein Energiehaushalt leidet darunter, weil du immer mehr gibst als du nimmst und versuchst, alles auszugleichen, was der andere nicht einbringt.
  • Dein Liebesleben leidet darunter. Wenn eine Partnerschaft auf Einseitigkeit beruht, entsteht ein Hoch-Tief-Gefälle. Der Partner, der immer gibt, schaut zum anderen auf, während dieser auf ihn herabsieht. Eine Beziehung auf Augenhöhe ist nicht mehr möglich.
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Kurzum leidet also deine mentale Gesundheit und dein Wohlbefinden langfristig immer unter einer extrem unausgeglichenen Beziehung.

Lösungswege

Aber was kannst du tun? Musst du deinen Partner sofort verlassen oder eine Freundschaft sofort beenden, wenn du gerade erkannt hast, du dich in einer einseitigen Beziehung befindest?

Nein, natürlich nicht. Erstmals gilt es festzustellen, wie einseitig sie ist. Oft gibt der andere sehr viel, aber wir nehmen davon wenig wahr, weil wir unseren Fokus auf den Mangel gerichtet halten. Ein offenes Gespräch kann helfen. Frag deinen Partner oder deine Freundin, wie sie eure Beziehung sieht. Beantwortet euch gegenseitig die Frage: Was bringe ich in unserer Beziehung oder Freundschaft ein.

Dadurch können Dinge an die Oberfläche kommen, die du vielleicht bisher gar nicht wahrgenommen hast und die dein Bild von der Einseitigkeit wieder ausgleichen. Sollte dennoch eine Einseitigkeit bestehen, so sprich mit deinem Gegenüber offen darüber, wie ihr das ändern könntet. Was kann dein Partner oder die langjährige Freundin, um die es vielleicht geht, tun, damit eure Verbindung wieder ausgeglichener ist.

Wenn auch das zu keiner Lösung, sondern vielleicht sogar zu Streit führt, musst du auch nicht sofort aufgeben. Gib deinem Partner oder deiner Freundin Zeit und achte darauf, dass du beim offenen Gespräch nicht mit „Beschuldigungen“ um dich wirfst, denn daraufhin erfolgt in der Regel immer ein Angriff. Manchmal braucht es einige Tage, bis der andere bereit ist, sich das Offensichtliche einzugestehen.

Wenn sich langfristig jedoch nichts an eurer Beziehung verändert, so solltest du dich ehrlich fragen, wie gut dir diese überhaupt noch tut und ob es eventuell Zeit ist loszulassen, auch wenn das weh tut.

Lösungsweg über deine Glaubenssätze

Außer Acht zu lassen, ist auch der Aspekt deines inneren Glaubenssatzes nicht, der möglicherweise dazu führt, dass du, ähnlich wie Brigitte, in vielen Beziehungen diejenige bist, die immer mehr gibt. Bestimmt hast du schon öfter davon gehört, dass alles nach unserem Glauben bzw. unseren inneren Überzeugungen geschieht.

Wenn wir z.B. denken – ich muss ja mehr geben, weil ich weniger wert bin – dann ist es wenig verwunderlich, dass du danach handelst und dein Gegenüber langfristig durch dein Sprechen, Tun und sogar über deine Mimik und Gestik diesen Satz unbewusst übernimmt und sich zurücklehnt, während du dich für die Beziehung abstrampelst.

Derartige Glaubenssätze kommen sehr häufig aus der Kindheit. Wenn du dich mit deinem verletzen inneren Kind, das dich in fast jeder Lebenslage begleitet und steuert, tiefer auseinandersetzen möchtest, dann biete ich dir dafür gerne meine Hilfe an. HIER erfährst du mehr dazu.

Herzlich, deine Melanie

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