Warum fühle ich mich immer so schnell angegriffen?

Fühlst dich schnell angegriffen oder verletzt?

Dann hast du dich sicher schön öfter gefragt, woran das liegen kann. Ich möchte es dir einleitend mit einer bildhaften Erzählung erklären.

Stell dir ein 8-jähriges Mädchen vor. Es lebt in einem kleinen Haus am Waldrand. Eines Tages öffnet sich unerwartet die Haustür. In diesem Moment überlegt das kleine Mädchen: „Bekomme ich Besuch oder ist das ein ungebetener Gast?“ Eine Sekunde später, erblickt sie einen Wolf in der Tür. Er knurrt und jault und verbeißt sich am Liebelingsstofftier des Mädchens.

Am nächstem Tag öffnet sich die Türe wieder. „Wahrscheinlich ist es heute nur ein Besuch,“ denkt das Mädchen. Aber auch dieses Mal ist es ein ungebetener Gast. Eine Krähe tappt in das Häuschen und futtert dem Mädchen sein Lebkuchenherz weg.

Und auch um übernächsten Tag öffnet sich die Türe wieder. Dieses Mal schlängelt eine Schlange die Tür herein. Bedrohlich baut sie sich vor dem Mädchen auf und giftet es an.

Jedes Mal, wenn sich seither eine Tür öffnet, fühlt sich das Mädchen direkt angegriffen. Und das obwohl nur noch selten böser Besuch kommt. Sofort ergreift es Selbstschutzmaßnahmen, schreit den eintretenden Gast an, bevor sie ihn noch erblicken kann oder zieht sich verletzt in ihre innere Höhle zurück.

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Du erwartest es, angegriffen zu werden

Wenn du dich ständig angegriffen fühlst, kann dies unterschiedliche Ursachen haben. Sehr häufig jedoch, liegt es daran, dass du eine ähnliche Geschichte wie das Mädchen im Wald erlebt hast. Du wurdest eine Zeit lang, vielleicht in deiner Kindheit, immer wieder angegriffen. Zum Beispiel indem dir stets die Schuld zugeschoben wurde, du kritisiert, kleingemacht oder ausgelacht wurdest.

Dadurch hat dein Unterbewusstsein gelernt, dass jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, ein Angriff folgt. Die Tür könnte in deinem Fall ein bestimmtes Wort oder eine bestimmte Situation sein. Noch bevor dein Verstand die Situation neutral bewerten kann, vereinnahmen dich altbekannte Gefühle, die zur klassischen Reaktion, nämlich z.B. Rückzug in deine innere Höhle, Flucht oder Angriff führen.

Das ist gewiss nicht angenehm für dich, denn dadurch wird der alte Schmerz in der Regel nur noch schlimmer. Bevor wir uns anschauen, was du tun kannst, um dich diesem Kreislauf zu entziehen, schauen wir uns weitere Faktoren an, die das Gefühl, stets angegriffen zu werden, verstärken.

Weitere Gründe, warum wir uns schnell angegriffen fühlen

1. Minderwertigkeitsgefühl

Wenn dein Selbstwertgefühl geschwächt ist und du generell eher wenig Selbstvertrauen hast, kann es sein, dass du dich schnell angegriffen fühlst. Es kommt dir dann vermutlich häufig so vor, als würden dich andere mit ihren Worten und Taten stetig daran erinnern wollen, dass du minderwertig bist. Bei genauerer Betrachtung ist das aber weniger oft die Verantwortung der anderen, sondern es liegt an der Interpretation ihrer Worte und Taten, die zu diesem Gefühl führt.

2. Toxisches Umfeld

Manchmal befinden wir uns tatsächlich in einem toxischem Umfeld, wo Angriffe an der Tagesordnung stehen. D.h. die Menschen in unserem näheren Umfeld behandeln uns womöglich wirklich von oben herab oder respektlos. Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass wir vermehrt Menschen mit toxischen Verhaltensweisen in unserem Umfeld haben?

Entweder handelt es sich dabei um ein Umfeld, das du nur schwer verändern kannst, also um deine Familie oder deine Arbeitskollegen oder aber du hast dir dieses Umfeld, ganz unbewusst selbst aufgebaut. Zweiteres kann eine Folge von Gewohntem sein. Wenn du bereits als Kind stetig angegriffen und verletzt wurdest, erscheinen dir genau diese Verhaltensweisen sicher. Heute zieht es dich unbewusst zu Menschen hin, die sich ähnlich verhalten, weil sie dir paradoxerweise ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.

Um dieses Umfeld zu verändern und so die Anzahl der Angriffe, die du ertragen musst, zu minimieren, benötigst du zwei Werkzeuge. Wenn es um ein Umfeld geht, dass du nicht ändern kannst, solltest du lernen, sehr starke und klare Grenzen zu setzen.

Wenn es sich um ein Umfeld handelt, dass du dir unbewusst erschaffen hast, also um Freunde, deinen Partner, Bekannte usw. so liegt die Lösung in der inneren Wandlung. Dazu gibt es am Ende des Beitrages noch einige Impulse und Hilfestellungen.

3. Angst vor Ablehnung und Kritik

Frau denkt darüber nach, was andere über sie denken

Auch die Angst vor Ablehnung kann dazu führen, dass du dich besonders häufig angegriffen fühlst. Sie ist bereits seit Urzeiten eine unserer stärksten Ängste. Wurden wir in der Steinzeit von anderen abgelehnt, hat das bedeutet, dass wir alleine in der rauen Welt voller Unwetter und Säbelzahntiger zurrechtkommen mussten. Sehr oft hat dieser Umstand zum Tode geführt. Daher ist auch heute noch die Angst vor Ablehnung sehr intensiv in unser verankert.

Zu ihr gehört auch die Furcht vor Kritik. Denn meist interpretieren wir Kritik sehr ähnlich wie Ablehnung. Ganz nach dem Motto, wenn er/sie das an mir falsch findet, wird er sie mich auch nicht mögen und mich daher wahrscheinlich verlassen.

Und nun kommen wir zurück zur Steinzeit. Weil wir eben alleine nicht überleben konnten, sind wir dazu übergegangen zu kämpfen oder anzugreifen, wenn wir uns bedroht oder angegriffen gefühlt haben. Kritik und Ablehnung lösen heute noch genauso diese Reaktion in uns aus. Wir fühlen uns angegriffen und reagieren dann wie der Steinzeitmensch, entweder mit Gegenangriff, Todstellen oder Flucht.

Wie kann ich mich nicht mehr so schnell angegriffen fühlen

Nun, wenn du dich vielleicht im ein oder anderen Punkt wiedererkannt hast, sind wir der Lösung schon einen großen Schritt näher. Denn erst mit der Erkenntnis erlangen wir die Möglichkeit, etwas zu verändern.

Hier sind einige Tipps, die dabei helfen können, sich weniger schnell angegriffen zu fühlen:

1. Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl

Je stärker dein Selbstwertgefühl, desto weniger oft interpretierst du Dinge im Außen in Bezug auf dich negativ. Und das wiederum bedeutet, du fühlst dich weniger oft gekränkt oder angegriffen.

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Du kannst es dir so vorstellen: Ein Lehrer steht vor 10 Schülern und sagt: „Zwei von euch sind nicht gut genug für diese Schule.“ Derjenige, der sich seines Wertes und seiner Fähigkeiten bewusst ist, wird sich nicht angesprochen fühlen vom Lehrer. Derjenige jedoch, der denkt nicht gut genug zu sein, wird sich sofort angesprochen und somit angegriffen fühlen.

2. Selbstbewusst und offen kommunizieren

Ein gesundes Selbstbewusstsein führt in der Regel zu einer klareren, offeneren Kommunikation. Hierfür ein Beispiel: Jemand, der sich wenig selbstbewusst fühlt, spricht Dinge nicht offen an, sondern interpretiert sie und zwar häufig negativ. Jemand, der selbstbewusst ist, agiert offen und fragt zum Beispiel nach: Wie genau meinst du das? Oder: Du hast mich eben etwas wütend angesehen, ist das nur meine Wahrnehmung oder gibt es etwas, was wir klären sollten?

Klar und präzise zu kommunizieren und aktiv zuzuhören, kann dabei helfen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und potenzielle Konflikte zu minimieren.

3. Bewusstsein für Trigger

Ebenso wichtig ist es, deine Triggerfelder zu erkennen. Wenn du dich z.B. ständig von einem Kollegen angegriffen fühlst, ohne dass er dich anders behandelt als andere, die sich durch ihn nicht angegriffen fühlen, dann ist es naheliegend, dass es sich um einen persönlichen Trigger handelt.

Ein Trigger ist ein Schmerzpunkt, den du dir durch vergangene Erfahrungen zugezogen hast, z.B. die Angst, nicht gut genug zu sein. Wenn der Kollege nun stetig davon schwärmt, wie gut er dieses oder jenes macht, kann es sein, dass dein Trigger aktiviert wird, weil du unbewusst sofort denkst, er ist besser als ich – ich genüge schon wieder nicht.

Das Bewusstsein über deine ganz persönlichen Trigger gibt dir die Möglichkeit, zu erkennen, dass dich jemand nicht angreift, sondern es sich um eine alte Wunde in dir handelt, die deine Aufmerksamkeit möchte, damit du endlich heilen kannst.

4. Harmoniesucht auflösen und Grenzen setzen

Die Angst vor Ablehnung führt dazu, dass viele von uns ein harmoniesüchtiges Verhalten aufweisen. Meist verbirgt sich auch dahinter, unter anderem ein niedriges Selbstwertgefühl. Weil wir unbewusst denken, wir wären nur dann wertvoll für andere, wenn wir lieb und immer hilfsbereit sind.

Wenn wir hingegen Ecken und Kanten haben oder sogar in einen Konflikt mit einer Person gehen, überkommt uns sofort die Angst vor Ablehnung. Dieses Steinzeitangst verstärkt sich vor allem dann, wenn wir in der Vergangenheit häufig Zurückweisungen ertragen mussten.

Dennoch ist Harmoniesucht keine gesunde Wahl und verstärkt in der Regel das Gefühl, dass wir uns angegriffen fühlen, weil wir es uns nicht erlauben, uns zu verteidigen oder für uns selbst einzustehen. Kurzum: Wir setzen dann in bestimmten Bereichen kaum Grenzen, was dazu führt, dass sich die Angriffe von außen und vor allem das Gefühl, angegriffen zu werden verstärkt.

Daher ist es wesentlich, dass du beginnst, deine Harmoniesucht aufzulösen. Hier eine gekürzte Anleitung dazu:

  • Finde heraus, wovor du dich durch deine Harmoniesucht schützen möchtest.
  • Finde heraus, wo du bisher zu schwache Grenzen gesetzt hast. (Denn dort, wo du zu schwache Grenzen setzt, fühlst du dich am häufigsten angegriffen)
  • Formuliere freundliche, aber bestimmte Sätze vor, wie du in diesen Bereichen zukünftig Grenzen setzen kannst.
  • Arbeite bewusst an deinem Selbstwertgefühl, damit dir vor allem der letzte Schritt leichter von der Hand geht.

Innere Stärke führt zu äußerer Stärke

Frau ist selbstbewusst, fühlt sich nicht mehr so schnell angegriffen

Je mehr du dich innerlich stärkst, sprich, deine Triggerwunden heilst und deinen Selbstwert pushst, desto weniger oft wirst du dich äußerlich angegriffen fühlen. Das liegt zum einen daran, dass du viele Dinge nicht mehr negativ interpretieren und somit persönlich nehmen wirst, und zum anderen daran, dass Menschen, die durch ihre Worte, ihre Handeln und ihre Körperhaltung Selbstbewusstsein ausstrahlen, weniger oft angegriffen werden.

Unbewusst merken andere, ob du dich eher wie David oder wie Goliath fühlst. Und genau nach diesem Schema wählen sie, ebenso meist unbewusst, ihre Opfer aus.

Wenn du endlich raus willst aus der Rolle des Opfers, deine mentale Gesundheit und Zufriedenheit mit dir selbst durch einen robusten Selbstwert stärken und deine alten Wunden heilen willst, um emotional frei zu werden, dann schau dir gerne mein Herzensprojekt – den Selbstliebe-Lehrgang an. Diesen gibt es in der Variante „nur für mich“ oder Selbstliebe-Trainer. Ein 9-Wochen-Programm, das dein Leben verändern kann. Mehr dazu.

Herzlich, deine Melanie

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