Ich bin zu viel! Wie ich das Gefühl, eine Last zu sein, überwand

Paul war ein ungeplantes Kind oder ein „Unfall“ wie seine Eltern es pflegten auszudrücken. Seine beiden Geschwister waren bereits im Teenageralter, als er als Nachzügler geboren wurde. Von klein auf hatte er das Gefühl, nicht gewollt zu sein und seinen Eltern zu viel Energie abzuverlangen. Später verstärkte sich dies durch das Verhalten der großen Geschwister, die ständig davon genervt waren, auf den kleinen Bruder aufpassen zu müssen. Gefühlt war er seine gesamte Kindheit lang immer und für jeden eine Last. Dieses Gefühl begleitet ihn bis heute ins Erwachsenenleben.

Sandrina ist quasi im Gasthof ihrer Eltern aufgewachsen. Der Gastgarten war immer voll, solange sie sich zurückerinnern kann. „Meine ganze Kindheit lang, hatten meine Eltern Stress. Und weil eben eh immer mehr als genug zu tun war, war jede kleine Bitte, die ich hatte, zu viel. „Sandrina, jetzt nicht! Kannst du dich nicht einmal alleine beschäftigten, du siehst doch, wie viel wir zu tun zu haben“ – sagten sie häufig. Und so hat Sandrina heute noch, wann immer sie ein Bedürfnis äußert, das Gefühl, sie würde anderen zu viel abverlangen.

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Wenn das Gefühl, eine Last zu sein, bleibt

Was verbindet Pauls und Sandrinas Geschichten? Beide haben in ihrer Kindheit erfahren, dass ihre Bedürfnisse, ja ihr ganzes Sein als belastend betrachtet wurden. Das Gefühl, anderen zur Last zu fallen oder einfach „zu viel“ zu sein, hat sich tief in ihre Selbstwahrnehmung eingegraben und beeinflusst ihre Art, Beziehungen zu gestalten, ihre Bedürfnisse auszudrücken und ihr Selbstwertgefühl negativ.

Wer denkt, immer eine Last für andere zu sein, trägt außerdem selbst eine schwere Last. Es kommt dem Glaubenssatz – Ich habe es nicht verdient, hier zu sein oder ich bin nicht willkommen – gleich.

Daher ist es wenig verwunderlich, dass das Gefühl zu viel für andere zu sein, unser Wohlbefinden dauerhaft negativ beeinflusst und im Worstcase zu psychischen Erkrankungen führen kann.

Anzeichen, dass auch du dich als Last fühlst

Frau zieht sich zurück und hat Angst, zu viel zu sein

Wenn der Glaubenssatz oder die Angst, eine Bürde für andere zu sein, auch in dir steckt, dann hast die Erfahrungen von Sandrina und Paul vermutlich gerade sehr gut nachvollziehen können. Aber lass uns nochmal genauer schauen, wie stark du vom Gefühl, zu viel zu sein, betroffen bist. Hier kommen 10 eindeutige Anzeichen:

  • Ständige Entschuldigungen: Du entschuldigst dich häufig und ohne wirklichen Grund, weil du glaubst, dass deine Anwesenheit oder Bedürfnisse belastend für andere sein könnten.
  • Vermeidung von Hilfe: Du scheust dich davor, um Hilfe zu bitten oder Unterstützung anzunehmen, aus Angst, anderen zur Last zu fallen.
  • Angst vor Zurückweisung: Du fürchtest dich davor, dich anderen zu öffnen oder Bedürfnisse zu äußern, weil du Angst davor hast, du könntest zu viel verlangen und deshalb abgelehnt werden.
  • Geringes Selbstwertgefühl: Ein generell niedriges Selbstwertgefühl bedeutet, dass du dich nicht als Geschenk, sondern eher als Bürde für andere siehst.
  • Kompensatorisches Verhalten: Du versuchst, es allen recht zu machen, in der Hoffnung, dadurch als Gewinn und eben nicht als Last wahrgenommen zu werden.
  • Selbstisolation: Obwohl du gerne jemanden anrufen würdest, tust du es nicht und ziehst dich zurück aus Angst, du könntest jemandem lästig sein.
  • Vermeidest den Mittelpunkt: Du vermeidest es, im Mittelpunkt zu stehen, da du dabei das Gefühl hast, zu viel Energie von anderen zu beanspruchen.
  • Großzügigkeit: Du gibt sowohl materiell, wie auch immateriell immer mehr als du bekommst, um dir selbst das Gefühl zu geben, ein Mehrwert und eben keine Last für eine zu sein.

Auswirkungen des Gefühls, eine Last für andere zu sein

Hast du dich in drei oder mehr Anzeichen wieder erkannt? Dann ist es an der Zeit, den Glaubenssatz, ich bin zu viel oder eine Last, endlich loszulassen. Denn abgesehen vom unangenehmen Gefühl, dass dich überall hin verfolgt und dir die Möglichkeit nimmt, Beziehungen richtig zu genießen und Liebe und Geschenke des Lebens freudvoll anzunehmen, führt der Glaubenssatz langfristig zu Überforderung.

Du richtest dein Verhalten darauf aus, nicht mehr als Last wahrgenommen zu werden, was schließlich dazu führt, dass du dich verbiegst, immer nur gibst, machst und ja sagst. Über kurz oder lang entziehst du dir so die Energie und Kraft, die du dazu benötigst, um ein glückliches Leben zu erschaffen.

Werde zum Geschenk für andere

Das Gegenteil des Gefühls, eine Last für andere zu sein, ist es, sich selbst als Geschenk zu sehen. Und vielleicht hast du dieses Gefühl schon einmal verspürt. Vielleicht hast du dich in einer Runde oder von einer einzelnen Person derart wertgeschätzt gefühlt, dass du als Bereicherung für sie oder ihn wahrgenommen hast. Vielleicht war es deine beste Freundin, vielleicht ein Kollege oder sogar dein Partner.

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Als ersten Schritt, um diesen belastenden Glaubenssatz endlich zu durchbrechen, empfehle ich dir, ganz bewusst an eine Situation zu denken, wo du dich willkommen, gesehen und angenommen gefühlt hast. Mach ruhig gleich mit. Schließe deine Augen und lass die Erinnerung vor deinem inneren Auge lebendig werden. Verweile mindestens eine Minute.

Und wie hast du dich gefühlt? Wahrscheinlich sehr gut. Es ist großartig, sich wie eine Bereicherung zu fühlen. Allein, wenn wir daran denken, steigt unser Selbstwertgefühl, unsere Glückshormone beginnen zu tanzen und unser Körper entspannt sich.

Es lohnt sich also den Glaubenssatz – immer eine Last zu sein – gegen – ich bin eine Bereicherung – zu tauschen.

Überzeuge dich selbst davon, dass du eine Bereicherung bist

Die Überzeugung, dass du keine Last, sondern eine Bereicherung bist, erfordert eine positive Veränderung deiner Selbstwahrnehmung und diese kannst du mit Selbstreflexion erwirken. Um dem Glauben, ein Geschenk für diese Welt zu sein, näher zu kommen, stelle dir die folgenden Fragen und beantworte diese in Ruhe schriftlich.

  • Erinnere dich an Situationen, in denen sich jemand herzlich gefreut hat, dich zu sehen oder von dir zu hören. Vielleicht, weil die Person gejubelt, dich umarmt oder dir einfach gesagt hat, wie schön es ist, dich zu sehen. Notiere alle Situationen, die dir einfallen schriftlich.
  • Überlege, welche positiven Eigenschaften du in eine Freundschaft oder Beziehung mitbringst. Das kann Hilfsbereitschaft, Empathie, Ehrlichkeit, Humor usw. sein.
  • Wofür haben sich Menschen schon bei dir bedankt? Was hast du also anderen Menschen, egal ob deinem Arbeitgeber oder einem guten Freund, bereits geschenkt, wofür sie dir dankbar waren?
  • Was sind deine Stärken? Mach eine Liste von Dingen, die du gut kannst und benenne sie mit „Stärkenportfolio“.
  • Frage Freunde, Familie oder Kollegen nach ihren positiven Eindrücken von dir. Oftmals sehen andere deine Stärken und positiven Qualitäten klarer als du selbst. Wenn du dich das nicht traust, dann versuche dich, in sie hineinzuversetzen und deine Stärken aus ihrer Sicht aufzuzählen.
  • Frage dich: Warum bin ich ein Geschenk für diese Welt? Sei kreativ und schreib alles auf, was dir dazu einfällt.

Warum bist du ein Geschenk

Frau entdeckt sich selbst als Geschenk für diese Welt

Ziel der Fragen ist es, dich auf deinen Mehrwert, deine Einzigartigkeit und das, was du dieser Welt gibst, zu konzentrieren. Und selbst, wenn deine Antworten im Moment noch rar sind, steht eines fest – du bist ein Geschenk für diese Welt und für jeden Menschen, der dir begegnet. Warum? Obwohl ich nichts von dir weiß, weiß ich, dass du täglich Liebe schenkst. Durch deine Liebe, deine Zuneigung, deine Worte, deine Ideen oder einfach nur durch deine Anwesenheit, lässt du Menschen wachsen, strahlen, heilen oder sich geliebt fühlen. Schon allein deshalb bist du ein Geschenk.

Abschlusstipps

Wenn du bemerkt hast, dass es dir noch sehr schwer fällt, dich wertvoll zu fühlen und als Bereicherung zu sehen, dann empfehle ich dir zum einen mein Buch – SPIEGEL-Bestseller – Es ist ein Geschenk, dass es dich gibt.

Und zum anderen lade ich dich ganz herzlich ein, an meinem 9 Wochen Selbstliebe-Lehrgang, den ich persönlich begleite, teilzunehmen. Mehr als 2000 Menschen bestätigen, dieser Lehrgang hat die Kraft, dein Leben zu verändern. Buchbar in der Variante nur für mich oder Selbstliebe-Trainer. Nur einmal im Jahr und jetzt in Kürze wieder! Mehr Informationen dazu.

Herzlich, deine Melanie

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