Wie du aufhörst, die Last deiner Eltern und Ahnen zu tragen – vererbte Traumata loslassen

Bestimmt kennst du das – dein Partner, deine beste Freundin oder dein Kind sind überfordert. Sofort hast du den Drang, ihnen etwas abzunehmen. Und zwar auch dann, wenn es sich dabei offensichtlich nicht um deine Aufgabe bzw. deine Verantwortung handelt.

Genau das haben viele von uns auch schon in ihrer Vergangenheit getan. Wir alle streben stets nach Harmonie und das führt unbewusst oft dazu, dass wir die Lasten anderer auf uns nehmen, um sie wiederherzustellen. Vor allem in der Kindheit, in der wir uns nichts mehr wünschen, als Mama und Papa glücklich zu machen, beginnen wir oft Steine zu schleppen, die eigentlich nicht die unsrigen sind. Es kann sich dabei um die Annahme einer anderen Rolle oder um ein vererbtes Trauma handeln.

Die falsche Rolle eingenommen

Beginnen wir bei dem falschen Rollen, die sich einige von uns in der Kindheit ganz bewusst übergestülpt haben. Hierfür Beispiele:

  • Weil Mama öfter krank ist, übernehmen wir die Rolle der Starken und Großen.
  • Weil Papa nicht bei uns lebt und Mama dadurch viel zu viel alleine schaffen muss, schlüpfen wir in die Rolle des erwachsenen Partners und Vaters.
  • Weil der große Bruder auf die schiefe Bahn gerät, übernehmen wir die Rolle der Mustertochter oder des Mustersohns und versuchen, ihn zu ersetzen. 

Dieser Rollentausch kann noch in zig weiteren Varianten stattfinden. Fakt ist, er verhindert, dass wir unsere eigene Rolle ganz und gar wahrnahmen und uns außerdem oft überfordert fühlen.

Vererbte Traumata

Aber es geht noch weiter. Einige von uns schleppen auch noch weitaus ältere Steine mit sich. Zum Beispiel die der Großmutter oder des Ururgroßvaters. Bevor wir zur Praxis kommen, ein kurzer Einblick in die Wissenschaft der Epigenetik.

Genauso wie die DNA, wird auch die epigenetische Signatur an die folgenden Generationen weitergegeben. Aktuell geht man in der Epigenetik davon aus, dass dies bis mindestens drei Generation zurück stattfinden kann. Bei dieser Form der Vererbung handelt es sich sehr oft um erlebte Traumata.

Wenn man bedenkt, dass die Generation unserer Groß- und Urgroßeltern den zweiten Weltkrieg miterlebt haben, wird klar, dass es sich dabei um schwerwiegende Traumata, wie beispielsweise Vertreibung, Mord, Vergewaltigungen und vieles mehr handeln kann. Natürlich hat hier jede Familie ihre eigene tragische Geschichte, auch unabhängig von Kriegen.

Jedenfalls geht man in der Epigenetik davon aus, dass Traumata vererbt werden können. So kann es geschehen, dass jemand, der ein sicheres Zuhause hat und einem völlig ungefährlichen Job nachkommt, plötzlich immer wieder unter Ängsten, Schmerzen, Krankheiten oder anderen belastenden Gefühlen leidet. Gefühle bzw. Lasten, die eigentlich gar nicht ihm gehören. Es handelt sich dabei um vererbte Traumata.

Ebenso ist vorstellbar, dass wir unbewusst versuchen, alte Traumata aufzulösen, indem wir die leidvolle Geschichte unserer Vorfahren in der Gegenwart immer wieder auf abgeänderte Weise nachinszenieren.

Dieser Schmerz gehört mir nicht

Meist ist uns all das nicht bewusst. Erst, wenn wir bereits alles Mögliche versucht haben, um schmerzhafte Probleme, die immer wiederkehren, Krankheiten, oder andere lebensfreudevermeidente Faktoren, abzustellen, es uns aber dennoch nicht gelungen ist, kommen wir auf die Idee – dass dieser Schmerz nicht unserer ist und sich womöglich um vererbte Traumata handelt.

Meine Erfahrung mit den Lasten meiner Vorfahren

Hier spreche ich aus eigener leidvoller Erfahrung. Erst, als mir ein guter Freund wieder und wieder sagte, diese Krankheit passt einfach nicht zu dir, kam es mir in den Sinn, dass sich dahinter ein etwas Familiäres verbergen könnte. Also machte ich mich wieder einmal auf den Weg. Ich hatte bereits einmal eine Familienaufstellung gemacht, die ein großes Gefühl von Erlösung herbeiführte. Nun wollte ich es erneut probieren.

Die Lebensberaterin und Aufstellerin – Linda Syllaba – kam daher gerade zur richtigen Zeit in mein Leben. Die eigentliche Auflösungsarbeit begann aber bereits Tage vor der Familienaufstellung, die sich dadurch auszeichnet, dass man seine eigene Familiengeschichte mit Echtpersonen im geschützten Kreis auf- bzw. nachstellt.  

Familienstammbaum

Linda wies mich an, ein Genogramm zu erstellen. Dabei handelt es sich um eine Art Stammbaum. Wichtig dabei war, dass ich möglichst viel über meine Vorfahren, aber natürlich auch meine Gegenwartsfamilie erfuhr. Alles, was ich herausfand, vermerkte ich ebenfalls am Genogramm. Bei der Recherche der möglichen Schlüsselerlebnisse, stellte ich mir folgende Fragen:

  • Wo in meiner Familie gab es Traumata?
  • Wer hat ein besonders schweres Leben?
  • Bei wem sehe ich Parallelen zu mir? Bzw. wer musste vermutlich ein ähnlich schweres Gefühl wie ich ertragen?
  • Wer ist frühzeitig gestorben oder durfte gar nicht erst leben? (Krankheiten, Mord, Kindstod, Abtreibung etc.)
  • Wo gab es großes Leid, Trennung, Scheidung oder Hass?
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Die Aufräumarbeit begann also bereits beim Recherchieren. Umso mehr ich durch die Gespräche mit meinen Verwandten herausfand, desto öfter flossen die Tränen. Ich muss gestehen, bei mir ist die Familiengeschichte durch Großfamilien auf beiden Elternseiten derart umfangreich, dass sich darin zig dramatische Schicksale verbergen.

Aber ich bemerkte, dass bereits die Tränen im Vorfeld eine heilsame Wirkung auf meinen Emotionskörper hatten. Linda versicherte mir außerdem, dass dem so sei und ich damit bereits begonnen hätte, die Lasten, die nicht meine sind bzw. vererbte Traumata etwas zu lösen.

Familienaufstellung – Vererbte Traumata loslassen

Schließlich war es soweit. An einem Samstag Nachmittag traf ich acht mir fremde Personen, die ich unter Anleitung von Linda dafür nutzen konnte, meine Familie aufzustellen. Diese Personen stellten dar, welche Emotionen und Lasten in meinem System vorhanden waren, auch, wenn manches davon mir fremd und unbekannt vorkam. Linda leitete die Prozesse zur Verarbeitung und Erleichterung an, was nach Systemtheorie nicht nur mir, sondern auch den anderen Familienmitgliedern zu Gute käme.

Einige Male schluchzte und heulte ich laut auf, ohne dass ich wusste, warum. Aber es tat gut. In etwa so, als würde ich die schweren Lasten, die mir solange Schmerzen bereitet hatten, aber nicht mir gehörten, endlich fallen lassen.

Wichtig für jeden, der sich auf eine Familienaufstellung einlässt, ist, den Kopf und das analytische Denken zuhause zu lassen. Im Feld – so nennt sich das System, in dem die Mitglieder aufgestellt werden – passieren Dinge, die sich unser begrenzter Verstand nicht erklären kann.

Nur auf dem richtigen Platz können wir strahlen

Blume der Erleichterung

Für mich war auch nach dieser Erfahrung klar, dass es sich lohnt, einen Blick in die Familiengeschichte zu werfen und sich auf das Abenteuer Familienaufstellung einzulassen, denn es kann uns von Lasten befreien oder uns neue Perspektiven aufzeigen, die uns helfen, Lösungen für wiederkehrende Probleme zu finden. Gerade auch, wenn wir das Gefühl haben, als Kind die Rolle eines Erwachsenen übernommen zu haben, mit der wir natürlich stets überfordert waren, ist das Aufstellen eine hervorragende Visualisierungs- und Emotionsarbeit, die uns dabei hilft, wieder an jenem Platz zurückkehren. Denn nur auf unserem eigenen Platz können wirklich strahlen.  

Ich danke an dieser Stelle Linda Syllaba für ihre anschaulichen Erläuterungen, sowie ihre liebevolle und kompetente Begleitung. Und falls du auch Interesse hast, dein Familiensystem in Ordnung zu bringen, so kann ich dir Linda herzlich empfehlen: https://www.beziehungshaus.at/aufstellungen

Falls du dich vorab tiefer in das Thema einlesen möchtest, hier ein Buchtipp dazu: Dieser Schmerz ist nicht meiner.

Herzlich, deine Melanie

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