Warum wir uns für andere verstellen und was wirklich dahintersteckt
Ich erinnere mich 10 Jahre zurück. Damals war ich neu in der Stadt und froh über jeden Kontakt, den ich knüpfen konnte. An einem Abend nahm mich eine Freundin mit auf ein Event. Wir saßen in einer gemütlichen Runde zusammen und plötzlich bemerkte ich, dass ich Dinge sagte, die ich eigentlich nicht so meinte. Dass ich zustimmte, obwohl ich eine andere Meinung hatte. Dass ich mitlachte, obwohl der Witz auf meine Kosten ging und eigentlich weh tat.
Und warum tat ich das? Weil ich es gewohnt war. Weil es einfacher war. Weil ich dazugehören wollte. Weil ich gemocht werden wollte. Also ja, ich habe mich in dieser Zeit für andere verstellt!
Falls du dich hier wiedererkennst, dann ist es Zeit für einen Realitätscheck. In meinem heutigen Blog werden wir gemeinsam herausfinden, ob dein Drang nach Anpassung noch gesund ist oder ob du dich damit bereits selbst sabotierst. Außerdem werde ich dir erste Möglichkeiten und Wege aufzeigen, wie du damit aufhörst, dich zu verstellen und zurückfindest zu deinem wahren Selbst.
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Mehr InformationenVerstelle ich mich zu sehr für andere? So findest du es heraus
Grundsätzlich passt sich jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad an. Wir sind soziale Wesen, und es ist ganz normal, unser Verhalten je nach Situation ein wenig zu justieren – sei es im Job, in der Familie oder im Freundeskreis. Doch der entscheidende Unterschied liegt darin, ob du dich bewusst anpasst oder ob du dich dabei selbst verlierst.
Eine gesunde Anpassung bedeutet, dass du in bestimmten Situationen feinfühlig agierst, ohne dein eigenes Wesen zu verleugnen. Stell dir vor, du bist auf einer Hochzeit und würdest eigentlich lieber in Jogginghose herumlaufen – trotzdem ziehst du dich schick an, weil es dem Anlass entspricht. Oder du bist bei einem Business-Meeting und sprichst zurückhaltender als mit deinen engsten Freunden. Das sind normale Anpassungen, die dein wahres Ich nicht infrage stellen.
Problematisch wird es jedoch, wenn du dich nicht mehr aus freien Stücken verhältst, sondern aus Angst, Ablehnung oder Konflikte zu riskieren. Zum Beispiel, wenn du dich mit einer Gruppe triffst, die gerne laut und feierfreudig ist – du dich aber eigentlich nach einem ruhigen Abend sehnst. Statt ehrlich zu sagen, dass dir nicht danach ist, spielst du die Party-Version von dir selbst und tust so, als hättest du Spaß.
Oder du verschweigst deine eigene Meinung zu einem Thema, weil du Angst hast, dass du sonst nicht mehr gemocht wirst. Dann rutschst du von Anpassung ins Verstellen – und das kann langfristig sehr ungesund sein.
Wie du erkennst, ob du betroffen bist? Check die folgenden Anzeichen:
10 klare Anzeichen, dass du dich zu sehr für andere verstellst
- Du sagst oft „Ja“, obwohl du eigentlich „Nein“ meinst, um gemocht zu werden.
- Du orientierst dich im Gespräch unbewusst daran, was anderen gefallen könnte, und gibst mehr davon.
- Du behältst deine Meinung für dich, wenn du bemerkst, dass sie anderen nicht gefallen könnte. Oder aber – du änderst sie sogar!
- Du schiebst deine eigenen Bedürfnisse nach hinten und entscheidest dich für die Wünsche der anderen, um gut anzukommen.
- Du lachst über Witze, die dich eigentlich verletzen.
- Du entschuldigst dich für Dinge, für die du keine Schuld hast.
- In Beziehungen nimmst du sehr schnell die Gewohnheiten und Hobbys deines Partners an.
- Du versteckst deine wahren Gefühle aus Angst vor Ablehnung, weil du befürchtest, dass andere dich dann weniger mögen, anstrengend oder unattraktiv finden.
- Du fühlst dich nach sozialen Events leer und erschöpft, weil du dich zu sehr angepasst hast.
- Du neigst dazu, dich ständig für alles zu rechtfertigen. Andere sollen ja nicht schlecht über dich denken.

Warum du aufhören solltest, dich für andere zu verstellen
Falls vier oder mehr dieser Anzeichen auf dich zutreffen, ist es höchste Zeit, genauer hinzusehen. Denn sich ständig für andere zu verbiegen, kann auf lange Sicht enorme negative Folgen haben.
- Du verlierst dein wahres Ich. Je länger du dich verstellst, desto schwerer wird es, überhaupt noch zu wissen, wer du wirklich bist und was du eigentlich willst. Deine Identität verschwimmt, und du fängst an, dich fremd in deinem eigenen Leben zu fühlen.
- Deine Beziehungen werden unauthentisch. Wenn du dich nicht zeigst, wie du bist, ziehst du auch Menschen an, die nicht wirklich zu dir passen. Du hast vielleicht viele Kontakte, aber kaum echte Verbundenheit. Du wirst geliebt, aber nicht für das, was du bist.
Nur wenn du zeigst, wer du wirklich bist, kannst du wirklich geliebt werden. - Dein Selbstwert leidet massiv. Ständiges Verstellen sendet dir die unterschwellige Botschaft: So wie ich bin, bin ich nicht genug. Und je mehr du das glaubst, desto unsicherer wirst du – ein Teufelskreis.
- Du wirst immer unzufriedener. Zu viel Anpassung führt zu innerer Unzufriedenheit. Du wirst immer öfter das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, aber kannst es nicht genau benennen. Es ist, als würdest du ein Leben leben, das nicht das deine ist – und das macht dich auf Dauer unglücklich.
Die psychologischen Ursachen: Warum du dich für andere verstellst
Statt dir hier ein paar schnelle Tipps mitzugeben, wie du wieder mehr du selbst wirst, möchte ich in die Tiefe blicken, nämlich zur Wurzel. Nur wenn du verstehst, warum du dich ständig verbiegst – welcher Schmerz dahinter liegt – und wie du ihn langfristig auflösen kannst.
Der Glaubenssatz „Ich bin nicht genug“ – Ursprung des Verstellens
Wenn dir in deinem Leben, sei es in der Kindheit oder später irgendwann, mitgegeben wurde, dass du so, wie du bist, nicht gut genug bist, hast du Strategien entwickelt, genau diesen Schmerz zu umgehen. Du tust also Dinge, die anderen beweisen sollen, dass du doch gut genug bist. Weil du tief in dir drinnen aber glaubst, dass du es nicht bist, musst du dich dafür verstellen und verbiegen.
Ganz nach dem Motto: So wie ich bin, bin ich nicht gut genug – also verstelle ich mich zu der Person, die von anderen gemocht wird. Wenn du diesen Glauben nicht hinterfragst und auflöst, wird er weiterhin dein Verhalten steuern, oft völlig unbewusst.
Natürlich verbergen sich hinter dem Muster dich für andere zu verstellen, noch weitere Ursachen wie Verlustangst, Angst vor Ablehnung, Perfektionismus oder Kontrollsucht. Aber prinzipiell gehen alle diese Verhaltensweisen auf eine tiefe innere Unsicherheit oder eben das Gefühl, nicht zu genügen zurück.
Die ersten Schritte, um dich nicht mehr zu verstellen
Leider gibt es kein Schnellrezept, das dabei hilft, die schmerzhaften Ursachen, die dazu führen, dass du dich so oft nicht traust, du selbst zu sein, abzulegen. Aber ich möchte dir als ersten Schritt eine Handvoll Gedanken mitgeben, die dir dabei helfen können, dir wieder näherzukommen. Lies sie einige Male. Schreibe sie auf Post-its. Ruf sie dir in den nächsten Tagen immer wieder in Erinnerung.
- Indem ich mich zeige, wie ich bin, ziehe ich die richtigen Menschen an.
Wenn du authentisch lebst, wirst du Menschen anziehen, die dich für das schätzen, was du wirklich bist – nicht für die Maske, die du trägst. - Ich werde geliebt, auch wenn ich anders bin. Liebe entsteht nicht dadurch, dass wir möglichst ähnlich wie unser Gegenüber sind. Gegensätze ziehen sich an. Du musst keine Kopie der anderen sein, um von ihnen geschätzt zu werden!
- Was andere von mir denken, spiegelt nicht meinen Wert.
Der Wert, den du hast, ist nicht abhängig davon, wie andere dich sehen. Die Menschen werden dich immer durch ihre eigenen Filter betrachten. Wie sie dich bewerten, sagt also mehr über sie als über dich aus. - Meine Bedürfnisse sind wichtig und verdienen es, gehört zu werden.
Deine Wünsche und Grenzen sind genauso bedeutend wie die der anderen. Du darfst für dich selbst einstehen und das, was dir guttut, respektieren. - Es ist genug, ich selbst zu sein.
- Bestimmt gibt es in deinem Leben Menschen, denen du dich gezeigt hast, wie du bist. Menschen, die dich genauso lieben. Sie sind der Beweis, dass du genug bist. Du musst nicht immer etwas tun oder leisten, um deinen Platz in der Welt zu verdienen. Du bist wertvoll, nur weil du existierst!
Wieder ganz du selbst werden – Selbstliebe statt Verstellen
Um wieder ganz bei dir selbst anzukommen, braucht es zum einen das Auflösen von Ängsten und Mustern in jener Tiefe, in der sie entstanden sind, sowie eine solide Beziehung voller Liebe zu dir selbst. Wenn du auf diese Reise gerne begleitet werden möchtest, findest du im Selbstliebe-Lehrgang – in der Variante Nur für mich oder Selbstliebe-Trainerin – kraftvolle Impulse, tiefgehende Übungen und persönliche Begleitung. 9 Wochen, die dein Leben nachhaltig verändern können.
Herzlich, deine Melanie





