Trigger im Alltag – wessen Problem ist es wirklich?
Nicht perfekt, mitten aus dem Leben, mit all meinen Lastern – so zeige ich mich gerne in meinen Instagram-Stories. Doch auch ohne böse Absicht triggere ich damit immer wieder Menschen. Aber wessen Problem ist das eigentlich: ihres oder meines, wenn sich nun jemand getriggert fühlt?
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Ein Beispiel aus dem echten Leben
Letzte Woche hatte ich ein Freundinnen-Wochenende. Natürlich durfte dabei mein Lieblingsdrink nicht fehlen: Aperol. Ein paar Aperol-Bilder fanden ihren Weg in meine Insta-Stories. Wer mich kennt, weiß: Aperol ist eines meiner größten Laster. Aber ich genieße ihn so sehr, dass er fast schon wieder ein „Glimmer“ ist. Aber dazu später mehr.
Kaum hatte ich die Bilder gepostet, erreichte mich eine Nachricht. Eine Followerin schrieb, dass sie sich getriggert fühle – sie leidet an Alkoholismus. Kein Wunder, dass sie sich betroffen fühlt. Während 15.000 andere Menschen diesen Post ohne Problem sahen und mit Smilies kommentierten, fühlte sie sich getroffen. Warum? Weil es sie trifft.

Was dich triggert, betrifft dich
Der Trigger hatte nichts mit böser Absicht meinerseits zu tun. Es war ihr Thema, nicht meines. Dennoch entschuldigte ich mich und wir führten eine wunderbare, einfühlsame Konversation. Doch das Wesentliche bleibt:
Was dich trifft, betrifft dich.
Lies diesen Satz nochmal!
Das ist oft der Fall. Trigger können ein Zeichen sein, genauer hinzusehen: Wo betrifft es mich? Was darf ich noch aufarbeiten? Wie kann ich mich befreien?
Hilfe, ich wurde getriggert!
Bevor ich dir ein Werkzeug mitgebe, wie du mit Triggern umgehen kannst, ist eines wichtig: Es geht nicht um Schuld. Es ist nicht deine Schuld, wenn dich etwas triggert. Auch dann, wenn es etwas mit dir zu tun hat, wie es in 90 % der Fälle ist, geht es nicht um Schuld, sondern viel mehr um Erkennen. Aber es kann genauso gut sein, dass es dich gar nicht betrifft oder nur teilweise. Lass uns dazu ein konkretes Beispiel anschauen.
Getriggert im Autorenkreis
Diese Woche habe ich mich mit vier Autorenkolleginnen getroffen. Ich freute mich schon sehr auf den Austausch, besonders weil ich über mein neues Buch, meinen ersten Roman – eine Geschichte mit Lebensrat verpackt – sprechen wollte. Dazu kam es jedoch kaum.
Eine der Kolleginnen dominierte das Gespräch. Sie nahm 80 % der Redezeit ein, unterbrach ständig und zeigte wenig Interesse an den Themen der anderen. Meine Stimmung kippte: „Wie kann man so ignorant sein? Glaubt sie, sie wäre die einzige Autorin hier?“ Ein klassischer Fall von getriggert sein.
Beim Spaziergang nach Hause reflektierte ich: Warum fühlte ich mich so getroffen? Was hat das mit mir zu tun?
Der Blick nach innen: Was triggert mich?
Es wäre einfach gewesen, zu sagen: „Die Kollegin ist unverschämt.“ Aber ich wollte tiefer blicken. Also fragte ich mich: Was hat sich die Person „im positiven Sinn“ erlaubt, was ich mir nicht erlaube?
Und ich bekam einige Antworten: Sie hat sich erlaubt, all ihre Themen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Sie war hier, damit sie gehört und gesehen wurde und um ausgiebig Rat zu ihrer Situation einzuholen. Und während ich den Antworten in meinen Gedanken lauschte, wurde mir klar: Okay, es betrifft auch mich!
Ich bin es, die immer darauf achtet, nicht zu viel Raum im Gespräch einzunehmen. Denke, ich muss schließlich fair sein, auch dann, wenn ich gerade ein riesiges Thema oder Problem habe. Ich bin es also, die es mir nicht erlaubt, auch gelegentlich einmal mehr Raum einzunehmen. Genau deshalb hat mich ihr Verhalten so getriggert. Mein Learning: Auch ich darf gelegentlich mehr Raum einnehmen als andere.
Der Blick nach außen: Auch der andere hat seinen Anteil
Aber es gab noch einen zweiten Faktor. Ich war nicht die Einzige, die sich über den dominanten Redeanteil geärgert hat. Auch andere fanden das Verhalten unangemessen.
Deshalb schrieb ich ihr später eine Nachricht:
„Hey, ich freue mich, dass du neu in unserer Autorenrunde bist. Für das nächste Mal möchte ich dich aber bitten, auch die Rolle des Zuhörers einzunehmen. Passt das für dich?“
Ihre Antwort war freundlich: „Klar, ich rede immer viel, wenn ich nervös bin. Falls es zu viel war, tut es mir leid.“
Mein zweites Learning:
Klare Bitten und Grenzen auszusprechen, lohnt sich fast immer.

Vom Trigger zum Glimmer
Aber lass uns noch einmal zurück zum Thema Trigger kommen – oder besser gesagt, lass uns darüber hinausgehen. Wusstest du, dass es auch das Gegenteil eines Triggers gibt? Es nennt sich Glimmer.
Glimmer sind positive Reize – Bilder, Gerüche, Klänge oder Worte – die eine Welle an angenehmen Gefühlen auslösen. Sie erinnern uns daran, wie schön das Leben ist, und holen uns bewusst in den Moment.
Für mich ist einer meiner liebsten Glimmer der Aperol Spritz. Fast zwei Jahre konnte ich ihn wegen einer Erkrankung nicht trinken. Als es schließlich wieder möglich war, war es nicht nur ein Getränk – es war ein Symbol für Freiheit:
Ich darf wieder frei leben. Ich darf genießen, sündigen, Neues entdecken und mir selbst Gutes tun.
Auch heute, bei jedem Schluck Aperol, kommt dieses Gefühl von Freiheit zurück. Aber es funktioniert auch genauso gut mit der alkoholfreien Variante. Also keine Sorge – für Glimmer braucht es nicht unbedingt Alkohol und ich will diesen auch keineswegs verherrlichen.
Natürlich gibt es unendlich viele andere Wege, Glimmer in dein Leben einzuladen – dazu eine kleine Übung:
Erschaffe Glimmer
- Nimm dir einen Moment Zeit: Finde einen ruhigen Ort, an dem du ungestört bist.
- Erinnere dich an einen positiven Moment: Denke an eine Situation, in der du dich vollkommen wohl, sicher oder glücklich gefühlt hast. Was hast du gesehen, gehört oder gerochen?
- Verknüpfe die Erinnerung mit einem Sinnesreiz: Wähle ein Lied, einen Duft, einen Geschmack oder ein Bild, das dich an dieses Gefühl erinnert.
- Integriere den Glimmer in deinen Alltag: Höre das Lied, zünde die Duftkerze an oder betrachte das Bild, wann immer du einen kleinen positiven Schub brauchst.
Manchmal kommt es anders, als man denkt
Eigentlich wollte ich heute einen professionellen Artikel über Trigger schreiben. Doch die Worte sprudelten einfach so aus mir heraus 😊. Vielleicht sind es genau diese Geschichten, die dir helfen, Trigger besser zu verstehen, umzudenken und Glimmer in dein Leben einzuladen.
Und vielleicht ist das auch schon ein kleiner Vorgeschmack auf mein nächstes Buch, in dem ich Lebensrat auf eine ganz neue Art – eingebettet in eine bezaubernde und humorvolle Geschichte – teile. Der Titel steht übrigens schon fest: Wiedersehen mit mir selbst zwischen Pizza und Aperol. Erscheint Anfang März 2025.
Von Herzen alles Liebe,
deine Melanie