Stell dir vor, du stehst in einem wunderschönen Garten voller leuchtender, bunter Blumen. Die Vögel singen, die Sonne strahlt und du hast selten in deinem Leben so eine zauberhafte Blumenpracht gesehen. Gerade, als du dir diese Pracht genauer ansehen willst, überkommt dich die Angst vor einem Gewitter. Was, wenn ein Unwetter mit Windböen und Hagel all das zerstört, fragst du dich. Unruhig blickst du auf den Himmel und obwohl du keine Gewitterwolke ausfindig machen kannst, lässt die Angst vor dem Sturm dich nun nicht mehr los. Es ist dir unmöglich, die Blumenpracht jetzt einfach zu genießen.
Ungefähr so kann sich Verlustangst anfühlen. Scheinbar grundlos taucht sie plötzlich in unseren Beziehungen oder Freundschaften auf und vereinnahmt unsere Gedanken und Gefühle, bis sie alles zu überschatten scheint. Diese Angst ist wie ein unsichtbares Gewitter, das unser inneres Gleichgewicht bedroht und unser Denken und Handeln dauerhaft negativ beeinflusst.
Aber bevor wir uns ansehen, woher Verlustangst kommt, was sie mit uns macht und wie du sie heilen kannst, lass uns feststellen, in welchem Grad du davon betroffen bist.
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10 typische Anzeichen für Verlustangst
- Eifersucht: Du hast ständig Angst, dass dein Partner dich verlässt oder betrügt, selbst wenn es keinen konkreten Anlass dazu gibt.
- Kontrollbedürfnis: Du versuchst, die Handlungen und Entscheidungen deiner Liebsten zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass sie bei dir bleiben.
- Klammern: Du hast das Bedürfnis, ständig in der Nähe der Menschen zu sein, die dir wichtig sind, und fühlst dich unwohl, wenn du getrennt von ihnen bist.
- Überempfindlichkeit: Du reagierst übermäßig stark auf kleine Veränderungen im Verhalten deiner Liebsten und siehst sie als Anzeichen für einen drohenden Verlust.
- Selbstaufopferung: Du stellst die Bedürfnisse anderer immer über deine eigenen, in der Hoffnung, dadurch ihre Zuneigung zu sichern.
- Ständige Bestätigung: Du suchst ständig nach Bestätigung und Versicherung von deinen Liebsten, dass sie dich nicht verlassen werden.
- Vermeidungsverhalten: Du vermeidest es, enge Bindungen einzugehen, aus Angst, verletzt oder verlassen zu werden.
- Übermäßige Fürsorge: Du bist übermäßig fürsorglich und versuchst, alle Probleme deiner Liebsten zu lösen, um ihre Zuneigung zu sichern.
- Pessimismus: Du erwartest immer das Schlimmste und bist überzeugt, dass jeder, der dir wichtig ist, dich irgendwann verlassen wird.
- Emotionale Abhängigkeit: Dein Selbstwertgefühl hängt stark von der Zuneigung und Bestätigung anderer ab, und du fühlst dich wertlos, wenn du diese nicht bekommst.
Treffen drei oder mehr der oben genannten Anzeichen auf dich zu, dann bist du mit hoher Wahrscheinlichkeit von Verlustangst betroffen und bei diesem Beitrag genau richtig.
Woher kommt meine Verlustangst?
Aber woher kommt meine Verlustangst überhaupt, fragst du dich jetzt vielleicht. Verlustangst hat oft ihre Wurzeln in frühen Kindheitserfahrungen. Psychologisch betrachtet entwickelt sich Verlustangst häufig aus unsicheren Bindungserfahrungen in der Kindheit. Wenn eine Bezugsperson in den entscheidenden Entwicklungsphasen des Kindes nicht konstant verfügbar war oder das Kind emotional vernachlässigt wurde, kann das zu einer unsicheren Bindungsstruktur führen.
Das Kind lernt dann nicht, dass es geliebt wird, egal was passiert, und entwickelt stattdessen Ängste vor dem Verlassenwerden oder Vernachlässigtwerden. Beispiele für solche unsicheren Bindungserfahrungen sind:
- Abwesenheit einer Bezugsperson z.B. physisch durch Beruf, krankheitsbedlingt oder aufgrund emotionaler Unreife
- Chaotische Familiensituation, die kein Sicherheitsgefühl bot
- Häufiges und zu frühes Alleinlassen des Kindes
- Konstante Vernachlässigung der emotionalen und körperlichen Bedürfnisse des Kindes
- Unvorhersehbare Reaktionen von Bezugspersonen
Welche Auswirkungen haben Verlustängste auf mein Leben?
Die Vergangenheit können wir leider nicht mehr ändern, aber den Einfluss, den sie auf unser Leben im Hier und Jetzt hat, den können wir bestimmen. Allerdings erst dann, wenn wir ihn erkennen. Also lass uns mal genauer betrachten, welche Auswirkungen Verlustangst auf dein Leben hat.
- Eingeschränkte Lebensqualität: Verlustangst kann dazu führen, dass man sich ständig Sorgen macht und kaum Freude und Erfüllung in Beziehungen empfinden kann. Jeder Moment der Ruhe wird von der Angst vor dem Verlust überschattet.
- Beziehungsschwierigkeiten: Übermäßige Eifersucht und Kontrollbedürfnis können Beziehungen belasten und sogar zerstören. Die ständige Angst, verlassen zu werden, führt oft zu einer starken Bedürftigkeit und Anklammerung, was die Partner oder Freunde überfordern kann.
- Geringes Selbstwertgefühl: Die permanente Furcht, von wichtigen Menschen im Leben verlassen zu werden, kann das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Man fühlt sich nicht gut genug oder unwürdig, was sich negativ auf alle Lebensbereiche auswirken kann.
- Emotionale Erschöpfung: Der ständige Kampf, sich an andere zu klammern und gleichzeitig ihre Nähe zu fürchten, kann emotional sehr belastend sein. Man fühlt sich erschöpft, gestresst und kann auf Dauer sogar in eine depressive Stimmung geraten.
- Isolation und Rückzug: Aus Angst vor Verletzung und Ablehnung kann es zu einem Rückzug aus sozialen Kontakten kommen. Man versucht, sich zu schützen, indem man Distanz wahrt, was jedoch langfristig die Isolation verstärken kann.
Wie schaffe ich es, meine Verlustangst zu heilen?
Verlustangst kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben haben, doch sie ist heilbar. Hier sind einige psychologische Impulse, wie es gelingen kann. Wichtig! Hab Geduld mit dir und bleib dran.
1. Bewusstsein schaffen
Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass Verlustangst ein Problem darstellt und wie sie sich konkret in deinem Leben äußert. Nimm dir Zeit, um darüber nachzudenken, welche Auslöser und Muster dich belasten. Notiere dir, wann und wo Verlustangst in deinem Leben präsent ist. Frage dich bei jeder Notiz, was der jeweilige Auslöser für die Verlustangst ist und notiere sie ebenso.
2. Identifiziere deine inneren Überzeugungen
Verlustangst basiert oft auf tief verwurzelten Überzeugungen wie „Ich bin nicht liebenswert“, „Alle verlassen mich früher oder später“ oder „Ich bin nicht genug“. Identifiziere diese negativen Überzeugungen und hinterfrage sie kritisch. Sind sie wirklich wahr? Welche Beweise gibt es dagegen? Nutze außerdem bewährte Methoden, um die negativen Glaubenssätze Schritt für Schritt aufzulösen.
3. Arbeite an deinen Bindungsmustern
Oft basiert Verlustangst auf unsicheren Bindungsmustern, die in der Kindheit entstanden sind. Eine Möglichkeit, daran zu arbeiten, ist, sich mit sicheren Bindungsstilen vertraut zu machen und versuchen, diese in deinen Beziehungen umzusetzen. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Praxis der Selbstfürsorge und Selbstständigkeit. Indem du bewusst Zeit allein verbringst und lernst, deine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, kannst du dein Selbstvertrauen stärken und deine Ängste vor Verlust mildern.
4. Mindfulness- und Entspannungstechniken
Verlustangst führt oft zu einem ständigen Stresszustand. Meditation und Atemtechniken können helfen, dich im Hier und Jetzt zu verankern und deine Angst zu reduzieren.
5. Arbeit mit deinem inneren Kind
Die Arbeit mit deinem inneren Kind ist ein besonders kraftvoller Ansatz, um Verlustängste an der Wurzel zu heilen. Oft spiegeln die Ängste und negativen Glaubenssätze, die wir im Erwachsenenleben tragen, ungelöste emotionale Wunden aus der Kindheit wider. Indem du den Kontakt zu deinem inneren Kind herstellst, kannst du diese alten Wunden heilen und beginnen, dich sicherer und geborgener in deinen Beziehungen zu fühlen.
Stell dir vor, dein inneres Kind ist eine jüngere Version von dir, die all die schmerzhaften Erfahrungen und Emotionen von damals noch in sich trägt. Es sehnt sich nach Sicherheit, Liebe und Geborgenheit – genau das, was ihm vielleicht in der Kindheit gefehlt hat. Indem du dich bewusst mit deinem inneren Kind verbindest und ihm heute als dein erwachsenes Selbst die Aufmerksamkeit und Fürsorge gibst, die es braucht, beginnst du, diese tiefliegenden Verlustängste zu transformieren.
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Herzlich, deine Melanie