Wie Stress alte Kindheitsmuster zum Leben erweckt – und wie du dich befreist

Kennst du die Situation, in der du auf eine Art und Weise reagierst, wie du es eigentlich so gar nicht möchtest? Vielleicht, in dem du jemanden anbrüllst, statt konstruktiv zu bleiben, dich schmollend zurückziehst, statt die Situation zu klären, dich unterwirfst und zu allem „Ja“ sagst, obwohl du doch eigentlich Grenzen setzen wolltest?

Kommt da ein leichtes Nicken bei dir auf? Keine Sorge, damit bist du nicht alleine. Sehr viele von uns reagieren besonders in Stresssituationen unterbewusst mit in der Kindheit angeeigneten Mustern, die nicht unbedingt hilfreich sind. Warum dem so ist, erkläre ich dir in diesem Beitrag!

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Aber lass uns vorerst noch die Praxis genauer ansehen. Wie können solche Reaktionen genau aussehen?

Stressreaktionen des inneren Kindes in der Praxis

Angriff: Sarah reagiert bei Stress lautstark und impulsiv. Sie sagt Dinge, manchmal auch zu geliebten Menschen, die ihr im Nachhinein sehr oft leidtun. Obwohl sie weiß, dass sie besser daran täte, ruhig zu bleiben und konstruktiv zu reagieren, übernimmt in stressigen Momenten ihr inneres Kind das Steuer, das gelernt hat, sich durch Eigenangriff zu schützen.

Rückzug: Max zieht sich bei Stress zurück. Er spricht kaum über seine Gefühle oder Bedürfnisse. Obwohl er sich bewusst ist, dass offene Kommunikation – besonders bei zwischenmenschlichen Problemen – der Schüssel ist, übernimmt in stressigen Situationen sein inneres Kind die Kontrolle, das gelernt hat, sich zurückzuziehen, um Konflikte tunlichst zu vermeiden.

Max zieht sich bei Stress zurück

Unterwürfigkeit: Anna ordnet sich bei Stress schnell anderen unter und stellt ihre eigenen Bedürfnisse hintenan. Obwohl sie weiß, dass es wichtig ist, für sich selbst einzustehen, übernimmt in stressigen Momenten ihr inneres Kind das Ruder, das gelernt hat, sich anzupassen und den Frieden um jeden Preis zu wahren.

Kontrolle: Tom versucht bei Stress, alles um sich herum zu kontrollieren und jede Eventualität vorherzusehen. Obwohl er versteht, dass einige Dinge außerhalb seiner Kontrolle liegen, übernimmt in stressigen Situationen sein inneres Kind die Führung, das gelernt hat, Sicherheit durch Kontrolle zu finden.

Emotionale Süchte: Valerie greift bei Stress zu Süßigkeiten oder zu Wein. Obwohl sie weiß, dass das weder ihrer körperlichen noch ihrer emotionalen Gesundheit dient, übermannt sie bei Ausschüttung der Stresshormone ihr Kindheitsmuster. Als Kind fand sie in Süßem und Salzigem stets Trost.

Natürlich gibt es noch einige weitere Muster, die je nach Erfahrungen in der Kindheit individuell sein können.

Warum reaktiviert Stress unsere Kindheitsmuster?

In der Kindheit entwickeln wir Bewältigungsstrategien, um mit belastenden Erfahrungen umzugehen. Wenn wir mit dem Streit der Eltern überfordert sind, wählen wir beispielsweise die Schutzstrategie Rückzug. Wenn wir mit unseren Emotionen überfordert sind und niemand da ist, der uns tröstet, wählen wir möglicherweise die Ablenkungsstrategie Süßes oder Salziges.

Diese Strategien, von denen es natürlich noch einige mehr gibt, werden so tief in unserem Unterbewusstsein verankert, dass sie ohne bewusstes Zutun bei Stress automatisch reaktiviert werden. Dafür verantwortlich sind zwei Faktoren:

1. Überlebensinstinkt

In stressigen Situationen greifen wir auf Verhaltensweisen zurück, die uns in der Vergangenheit geholfen haben, zu überleben bzw. eine Situation halbwegs unbeschadet zu überstehen. Daher werden solche Muster auch gerne als Überlebensstrategien genannt.

Diese Muster waren damals notwendig, um uns vor größerem Schaden zu schützen, sind jedoch im Erwachsenenalter meist nicht mehr hilfreich. Da unser Instinkt schneller ist als der bewusste Verstand, greifen wir bei Stress, der immer noch einen bedrohlichen Faktor für uns hat, zu alten Mustern – ohne es wirklich zu wollen.

2. Emotionales Gedächtnis

Unser Gehirn speichert emotionale Erinnerungen aus der Kindheit besonders intensiv. Werden diese Erinnerungen durch bestimmte Worte oder Taten getriggert, so entsteht Schmerz und Kränkung. Und das wiederum ist nichts anderes als bloßer Stress. Die Folge: Sowohl die Erinnerung als auch das damalige Muster reaktivieren sich und wir reagieren ähnlich, wie wir es in der Kindheit gelernt haben.  

Auf den ersten Blick sieht es also ganz so aus, als wären wir diesen Mustern in Stresssituationen hilflos ausgeliefert. Aber so ist es glücklicherweise nicht. Bevor wir zu den Auflösungsmöglichkeiten kommen, schauen wir uns noch die typischen Gefahrenzonen an.

Gefahrenzonen, die deine Kindheitsmuster triggern

Das Bewusstsein über deine häufigsten Stressauslöser kann dir helfen, dich darauf zu sensibilisieren: Du kannst dich selbst beobachten, in welchen Situationen bei dir die Gefahr, in Kindheitsmuster zurückzufallen, besonders hoch ist.

  • Überforderung: Überlastung kann alte Gefühle der Hilflosigkeit und Unzulänglichkeit aus deiner Kindheit hervorrufen.
  • Kritik: Kritik kann tiefsitzende Selbstzweifel und das Gefühl, nicht gut genug zu sein, aktivieren, das du als Kind vielleicht häufig erlebt hast. Selbst wenn Kritik konstruktiv ist, kann sie Erinnerungen an vergangene Zeiten hervorrufen, in denen du dich ungeliebt oder minderwertig gefühlt hast.
  • Ablehnung: Das Erleben von Zurückweisung kann alte Wunden aufreißen, insbesondere wenn du in der Kindheit das Gefühl hattest, nicht genug geliebt zu werden. Selbst kleinere Ablehnungen oder das Gefühl, nicht akzeptiert zu werden, können starke emotionale Reaktionen hervorrufen, die mit vergangenen Erfahrungen verbunden sind.
  • Konflikte: Auseinandersetzungen können Erinnerungen an frühe familiäre Konflikte auslösen und die Angst vor dem Verlassen werden wieder aufleben lassen. Durch die reaktivierte Bedrohung, alleingelassen zu werden, neigst du womöglich dazu, in Muster wie Harmoniesucht, Ja-Sagen oder Klammern zurückzufallen.
  • Veränderung: Veränderungen in deinem Leben können aus der Kindheit gespeicherten Stress hervorrufen, besonders, wenn du mit wenig Stabilität aufgewachsen bist.

Tipp: Wenn wir erkennen, dass wir uns in derartigen Stresssituationen befinden oder dass solche auf uns zukommen, kann es sehr hilfreich sein, bewusst Kontakt mit seinem innerem Kind aufzunehmen. Zum Beispiel, indem du dein kindliches Ich visualisierest und liebevoll mit ihm sprichst. Erkläre ihm, dass die damalige Situation nichts mit dem Heute zu tun hat. Dass es jetzt niemandem mehr hilflos ausgeliefert ist und ihr euch nun gemeinsam für neue und gesunde Strategien entscheiden könnt.

Praktische Tipps, um die Reaktivierung von Kindheitsmustern bei Stress zu vermeiden

Neben dem obigen Tipp habe ich hier 2 weitere praktische Anleitungen:

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Emotionale Regulationstechniken bei Stress

Wenn du wahrnimmst, dass eine Reaktion Stress bei dir auslöst, können diese 2 Übungen aus der Traumatherapie dir helfen, das Stresshormon Cortisol relativ rasch zu regulieren:

Die 5-4-3-2-1 Atem-Methode:
Benenne 5 Dinge, die du sehen kannst, 4 Dinge, die du fühlen kannst, 3 Dinge, die du hören kannst, 2 Dinge, die du riechen kannst und 1 Sache, die du schmecken kannst.

Visualisieren eines sicheren Ortes:
Stelle dir in einer Stresssituation vor deinem inneren Auge einen Ort vor, der für dich ganz sicher ist und in dem du dich sehr wohlfühlst.

Diese beiden Techniken können dir helfen, deine Emotionen zu beruhigen, bevor du impulsiv reagierst.

Emotionales Tagebuch – Reflexionsübung

Umso mehr du das Unbewusste – in diesem Fall deine Stressreaktion – in dein Bewusstsein holst, desto mehr erlangst du Macht darüber. Auch diese Übung kann dir dabei helfen:

Schreibe deine Reaktionen auf:
Halte deine emotionalen Reaktionen auf stressige Situationen in einem Tagebuch fest. Überlege, welche Kindheitsmuster dabei jeweils aktiviert werden und wie du dich in der jeweiligen stressigen Situation fühlst. Reflektiere über mögliche Ursachen deiner Muster und suche nach gesünderen Bewältigungsstrategien, die du in Zukunft anwenden kannst. Notiere auch diese schriftlich! Alles, was wir schriftlich festhalten, gelangt schneller in unser Unterbewusstsein.

Frau schreibt in ihr Tagebuch, um dem Stress zu entfliehen

Geduld mit deinem inneren Kind

Das Wichtigste bei der inneren Kind Arbeit ist es, liebevolle Geduld mit dir zu haben. Schmerz, Überzeugungen und Muster, die wir bereits seit 20, 40 oder 60 Jahren mit uns tragen, können nicht von einen auf den anderen Tag verschwinden. Unser inneres Kind braucht regelmäßige Zuwendung, damit es endlich befreit werden kann.

Genau dabei kann ich dich gerne unterstützen: Lass mich 24 Tage liebevolle und stärkende Worte an dein inneres Kind schenken, so dass es endlich wieder strahlen kann. Denn strahlt dein inneres Kind, so strahlst auch du! Sei um 0 EURO dabei beim Adventzauber für dein inneres Kind: HIER anmelden!

Ebenso heilsam für dich und deine Innere-Kind-Heilung ist mein SPIEGEL-Bestseller: Wenn das Kind in dir noch immer weint – wie du die alten Wunden endlich heilst.

Wenn du noch tiefer eintauchen und dir bei deinem Prozess der inneren Kind Heilung eine Live-Begleitung von mir wünschst, dann schau dir gerne meinen „Befreie dein inneres Kind – Intensivkurs“ an, der bald wieder startet – in der Variante nur für mich oder die Ausbildung zum Inneren-Kind-Mentor.

Herzlich, deine Melanie

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