„Sie ist so ein unkompliziertes und braves Mädchen,“ hörte ich Erwachsene oft über mich sprechen als ich noch ein Kind war. Und natürlich war ich stolz über diese Bewertung meiner Person und eiferte immer mehr danach, bloß keine Umstände zu machen, ja niemandem zur Last zu fallen und für alle Menschen in meiner Umgebung möglichst unkompliziert zu sein.
Dass dieses Verhalten gleichzeitig klare Worte spricht, war mir damals nicht bewusst. Denn ein Mensch, der sich nie erlaubt, Umstände zu machen, hat permanent Angst davor, eine Last für andere zu sein.
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Natürlich übernahm ich mein Muster aus der Kindheit auch in mein Erwachsenenleben mit und versuchte es im Job, in meiner ersten Partnerschaft und im Freundeskreis, jedem so einfach wie möglich mit mir zu machen. Bloß nicht zu viel verlangen, immer einfach und angenehm sein.
Und so prägte sich die Überzeugung, dass ich zu viel Aufmerksamkeit nicht wert bin, tiefer und tiefer in mein Unterbewusstsein ein. Bis ich eines Tages erkannte, wie gefährlich und ungesund diese Überzeugung ist.
Die unkomplizierte Frau
Vielleicht erkennst du dich in meiner Erzählung ein klein wenig wieder. Vielleicht bist auch du die unkomplizierte Frau, die immer gerne gesehen wird, weil sie stets lieb ist, nie Probleme macht und anderen wenig Energie abverlangt.
Leider verstärken gesellschaftliche Klischees den Wunsch, unkompliziert und immer locker zu sein. Speziell Frauen werden, wenn sie diese nicht erfüllen, schnell als Zicke, Dramaqueen oder Furie bezeichnet.
Die Wahrheit dahinter ist einfach: Wenn Menschen, die vor ihren Gefühlen und damit zusammenhängenden Problemen davonlaufen, mit Menschen konfrontiert werden, die nicht weglaufen, über ihre Gefühle reden, aussprechen, was sie denken oder was sie stört, so stresst das Gefühlsverweigerer enorm. Als Waffe wird dann kurzerhand eine Verurteilung – wie z. B. Zicke – eingesetzt.
Merke dir, wann immer man dich mit derartigen Worten angreift, hat es nichts mit dir zu tun, sondern einfach nur mit den Ängsten deines Gegenübers.
Die Gefahr, wenn du stets unkompliziert bist
Kommen wir nun aber zurück zum Wesentlichen – nämlich den Gefahren, wenn du ständig versuchst, möglichst unkompliziert zu sein. Hier ein kurzer Überblick:
- Du unterdrückst deine zwischenmenschlichen Bedürfnisse und fühlst dich wenig oder gar nicht geliebt.
- Du verbiegst dich unentwegt. Das erzeugt eine Daueranspannung, die dem Körper und der Psyche schädigen kann.
- Du sprichst nicht aus, was dich belastet oder stört. Das zerstört langfristig Beziehungen, weil die ehrliche Kommunikation fehlt. Außerdem verschlechtert Unausgesprochenes nachweislich den Schlaf.
- Du signalisierst dir täglich, „andere sind wichtig“, „ich bin nicht wichtig„. Dein Selbstwertgefühl wird zerstört.
- Du verschwendest deine Energie dafür, um es anderen recht zu machen, statt sie dafür zu nutzen, dir ein Leben zu erschaffen, das dir Freude bereitet.
- Du bittest nie um Hilfe, auch wenn du sie dringend brauchst. Dadurch fühlst du dich öfter überfordert oder alleine mit deinen Problemen.
- Du unterdrückst dauerhaft Gefühle. Unterdrückte Gefühle sind ein idealer Nährboden für psychische Erkrankungen.
Unkompliziert sein kann also zu echten Komplikationen mit deiner mentalen Gesundheit führen. Glaube mir – das ist es nicht wert. Vor allem, weil es dich auch niemals wirklich glücklich machen wird.
Die Glaubenssätze hinter dem Muster erkennen
Um aus deinem Muster auszusteigen, ist es wesentlich, dass du den Glaubenssatz hinter deinem Verhalten, der dich täglich dazu anstiftet, nur ja nicht zu viel zu sein und keine Umstände zu machen, erkennst.
Hier ist ein kleiner Überblick, welcher Glaubenssatz oder welche Glaubenssätze der oder die Auslöser sein kann bzw. können:
- Ich bin es nicht wert.
- Meiner selbst wegen mag mich niemand.
- Ich bin eine Last.
- Ich bin nicht gut genug.
- Ich bin zu viel.
- Ich bin nicht wichtig.
- Andere sind wichtiger als ich.
- Ich bin nicht richtig.
Hast du dich in einem oder mehreren Sätzen wiedererkannt, so sieh es als erste wichtige Erkenntnis, die du benötigst, um dein Verhaltensmuster zu durchbrechen.
Auswege und neue Muster: Umstände machen!
Bevor ich dir nun eine Übung mitgebe, die dir hilft den ersten Schritt zu tun, möchte ich dir noch einen Überblick über gesunde zwischenmenschliche Muster geben.
- Aussprechen, was dich beschäftigt oder stört.
- Dich selbst wichtig nehmen.
- Deine Bedürfnisse klar und eindeutig kommunizieren.
- Nein sagen, wenn du nein meinst.
- Dir in Gesprächen den Raum nehmen für deine Meinung oder dein Anliegen.
- Sätze wie „Ich will keine Umstände machen“ aus deinem Wortschatz streichen.
- Jemand um ein Gespräch bitten oder darum, dir aktiv zuzuhören.
- Jemanden um Hilfe bitten.
- Dir selbst zeigen, dass du wertvoll bist (dich selbst so behandeln: z. B. dir Blumen kaufen, etc.).
Übung – Muster durchbrechen
Um aus deinem Muster auszusteigen, sind die Glaubenssätze hinter dem Muster wesentlich.
- Notiere dir im ersten Schritt deine negativen Glaubenssätze, die hinter dem Muster, immer unkompliziert sein zu wollen, stecken, die du nun erkannt hast: z. B. Ich bin eine Last oder ich bin zu viel.
- Formuliere diese nun positiv um: Z. B. Ich bin ein Geschenk. Ich bin genau richtig.
- Mach dich nun auf die Suche nach Beweisen, dass die positiven Sätze wahr sind. Blicke auf die letzten Wochen, Monate oder Jahre zurück und finde Beispiele.
- Ein Beweis könnte lauten: Ich bin genau richtig, weil meine Freundin Marlene, bei der ich völlig ich selbst sein kann, es liebt, mit mir stundenlang zu plaudern. Oder: Ich bin ein Geschenk, weil mein Kind sich jedes Mal, wenn ich es vom Kindergarten abhole, so sehr freut. Usw.
- Überzeuge so dein Unterbewusstsein nach und nach vom Wahrheitsgehalt der positiven Überzeugung.
Deine Handlungen folgen nämlich immer deinen unterbewussten Überzeugungen, daher ist dieser Schritt essentiell.
Verbindung von Glaubenssätzen und Mustern
So wichtig dieser erster Schritt ist, so klar ist auch, dass es mit einer Übung nicht getan ist. Meist stecken hinter den Glaubenssätzen „Ich darf für niemanden eine Last sein“ oder „Ich darf ja keine Umstände machen“ noch weitere negative Überzeugungen sowie selbstschädigende Muster, die wir meist bereits seit der Kindheit in uns tragen.
Deshalb kann die Arbeit mit dem inneren Kind hier besonders lohnend sein. Sie ermöglicht vielen Menschen, sich endlich von ihren Altlasten und schmerzhaften Mustern zu lösen und ein freies Leben im Hier und Jetzt zu erschaffen.
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Herzlich, deine Melanie